Machine Head – Circle the Drain
Rob Flynn nennt Circle the Drain vor dem Inhalt zugrunde gehender Beziehungen einen „Anti-Valentinstags-Song“, arbeitet anhand der Single aber vor allem daran, die Reputation seiner Band weiter den Bach hinuntergehen zu lassen.
Als ehemaliger Fan ist man eigentlich längst zum Katastrophentourist mutiert. Wie auch bereits bei der vorangegangenen, infantilen Diss-Regression Do or Die stellte sich zuletzt ja praktisch nicht mehr die Frage ob, sondern nur mit wieviel geschmacklosem Anlauf der 52 Jährige diesmal in die qualitative Kloake sprinten würde. Und zugegeben: Wo etwaige Sympathien für die Epigonen mittlerweile längst weitestgehend abgekühlt sind, hat es doch durchaus einen grausamen Unterhaltungswert bekommen, zu verfolgen, wie Flynn den Ruf von Machine Head auf einer seit Catharsis konstant bedienten Abwärtsspirale demontiert.
Circle the Drain ist insofern – abermals kein restloser Totalausfall, weil handwerklich gut gemacht, zumindest Potential zeigend und vordergründig wohl enttäuschte Puristen von der reinen Bankrotterklärung sprechen lassend – nur eine konsequente Fortsetzung des aktuellen Status Quo – da kann Flynn die Hintergründe noch so bedeutungsschwer aufladen.
„Der Titel ist von einem Bekannten inspiriert, der aus Afghanistan zurückkehrte, nur um anzusehen, wie seine Beziehung zerbricht. Sie hatte ihn betrogen und wurde dann so paranoid zu glauben, er habe sie betrogen und sie machte ihn wahnsinnig. In einer Unterhaltung am Valentinstag sagte er mir, die Beziehung würde in langsamen Kreisen den Abfluss runter gehen dieser Vergleich ist mir im Gedächtnis geblieben. (….) Es ist ein trauriger Song über zerbrochene Beziehungen, aber gleichzeitig auch über die Akzeptanz dessen, dass es vorbei ist, und dass du jetzt weitermachen musst. Ich habe es recht metaphorisch gehalten, weil ich nicht wollte, dass es tatsächlich von meinem Leben handelt, sondern über das Leben von jedem, der durch so eine schwere Zeit gehen muss. Es wird sich nicht jeder mit dem Song identifizieren können, besonders nicht diejenigen, die eine feste Beziehung haben, aber wenn jemals der Tag kommt, an dem euer Leben schief läuft, ist dieser Song wie eine Rettungsleine, etwas, das euch helfen kann, euch wieder aus diesem dunklen Abgrund zu ziehen.“
Wie schief ein Leben laufen muss, um Circle the Drain als Rettungsleine in Betracht zu sein, sei indes dahingestellt. Was sich allerdings feststellen lässt, ist, dass die Single nach ihrem beinahe zum hemdsärmeligen Heartland-Acoustic-Punkrock schielenden Einstieg mit einem gepressten (aber ansosten stimmlich leidenschaftlich abliefernden) Flynn an der Gitarre, zwischen den Kontrasten der Abgründe lebt.
Zum einen ist da ein schrecklich bemüht am Postgrunge vorbeischrammende Strophe, die wohl verletzlich und gefühlvoll gemeint sein soll, aber eher wie eine Mutation aus poppigen Puddle of Mudd und banalen Shinedown anmutet. Dem gegenüber steht nach einer penetranten „Get the fuck away from me„-Bridge ein am austauschbaren Alternative Metal-Formelbaukasten zur großen Stadiongeste qualmender Heiße-Luft-ist-keine-Hymnik-Refrain, der mit quietschenden Gitarren-Fragmenten, durchaus fetten – aber überproduzierten – Riffs und aufdringlicher Mitsing-Melodie alle Karten sofort auf den Tisch knallt – für sich selbst stehend und im Sinne seiner Absichten zumindest infektiös funktionierend.
Wo Do or Die (abseits der Lyrics) per se die energiegeladenere, mitreißendere Nummer war, sind es deswegen hier nun auch weniger die banalen Texte, als vielmehr diese brachial-eindimensionale, so ohne jegliche Herausforderung nach repetitiver Simplizität gierende Struktur, die in Summe schneller übersättigt, als notwendig gewesen wäre: Mit einer kantigeren Ambition hätte sich mit deutlich niedriger als zuletzt gesetzten Fremdschämfaktor eine zumindest solide, supercatchy daherkommende Standalone-Single in Aussicht stellen lassen. So aber will Circle the Drain zwar auch nicht mehr aus den Gehörgängen – bewirkt dies jedoch mit unangenehm nervtötenden Praktiken.
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