Maȟpíya Lúta – Wóohitike

von am 11. Juli 2022 in Album

Maȟpíya Lúta – Wóohitike

Wóohitike lässt sich als „strength of character which equips us to meet danger and trouble, to live our values, and to tell the truth in the face of ignorance“ ungefähr mit Courage oder Mut übersetzen. Diese Tugenden wollen Maȟpíya Lúta auf ihrem Debütalbum zelebrieren.

Der Bandname (als direkte Referenz an den Oglala Lakota chief Red Cloud) samt dazugehörige Artwork versprechen vielleicht aus musikalischer Sicht ein stilistisch dezidiert indigener geprägtes (oder nach eigenen kulturellen Perspektiven gemessen vielleicht auch nur klischeehafteres?) Werk, als es das durchaus an europäischen Black Metal-Standards geschulte Wóohitike tatsächlich ist. Dennoch speist Enigma Maȟpíya Lúta seinen Sound doch mit mehr Lokalkolorit, als etwa BlackBraid das im der derzeit gefühlt boomenden Native-Subgrenretun.

Wówačhiŋtȟaŋka beginnt schließlich wie eine LoFi-Earth-Skizze, rumpelt dann aber im rohen Sound mit grisseligen Gitarren los. Der grandiose Bass hat eine signifikante Rolle vor und neben den bollernden Drums, ersäuft aber (natürlich) ein gutes Stück weit in der kargen Anti-Produktion (und stellt damit natürlich auch die Frage, ob die instrumentale Klasse des Projekts mit einer ausgefeilteren Klang-Inszenierung noch stärker gezündet hätte, als es die traditionelle, trve Schiene tut?), während das besonders hässliche fauchende Geschrei begeistert.

Mehr noch als die authentische Ästhetik aber ist vor allem die Dynamik der Performance und das generelle Songwriting spitze: Die Nummer verschiebt sich mühelos zu doomigen Passagen und knüppelnden, galoppierenden Riffs in der Tremolo-Schleuder. Selbst eine kurze Einkehr in den gedrosselten, nachdenklichen Proto-Heavy Metal entschärft den Fokus jedoch nicht: Wo andere Bands wohl eine mystische Theatralik bedienen würden, bleiben Maȟpíya Lúta an der Essenz und kübelt bestialisch, unberechenbar und doch kompakt, schlenzen das Hauptmotiv im Midtempo und legen sich bissig in die Kurven.

Das Aushängeschild Wóksape ist mit animalischer Wut theatralischer, sogar punkiger bis zum D-Beat-Veitstanz, pumpt treibend, hungrig. Der Titelsong plätschert dagegen in seinem Rahmen schief neben der Spur einer nostalgischen Grunge-Melancholie, bringt dazwischen aber die hässliche Fratze des Black Metal mit kraftvoller Intensität und epischer Dringlichkeit auf den strukturell wendig bleibenden, nur in kurzen Phasen mäandernden Punkt: dass sich aus diesem tollen Debütalbum womöglich eine noch bessere EP destillieren hätte lassen fällt kaum ins Gewicht.

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