Love Theme – Love Theme

von am 17. August 2017 in Album

Love Theme – Love Theme

Die experimentelle Musik von Last Lizard Alex Zhang Hungtai klang bereits zu Dirty Beaches-Zeiten wie der rauchverhangene Score zu den Abgründen potentieller David Lynch-Szenen. Über das tatsächliche Twin Peaks-Gastspiel mit Trouble verfestigt das Debüt seines neuen Bandprojektes Love Theme diesen Eindruck nun noch einmal.

Mehr noch als bereits die bluesrockende Single Snake Eyes der fiktiven Roadhouse-Band ist auch der instinktive Zusammenschluss von Alex Zhang Hungtai, Austin Milne und Simon Frank das Dokument der festgehaltenen Spontanität, die Impression einer flüchtigen Jam-Session. Und im Gegensatz zum Twin Peaks-Auftritt in gewisser Weise damit sogar das Weiterdenken von Stateless mit einer klarer definierter emotionaler Vision.
If there’s a single guiding motif to this debut recording from Love Theme, it’s the melancholic throb of love learnt and love lost, a descent that tumbles and slips through the overall feeling of looking back. As intimately and carefully as its parts cohesively lament a narrative, it’s the after-image that catches your breath, like a memory morphing as it is observed.“ durchleucht das Trio die Intention hinter den 43 Minuten und umschreibt die kreierten Stimmungsbilder damit durchaus nachvollziehbar. Deutlichere Konturen vermeiden Love Theme in weiterer Folge allerdings, lassen die schweren Vorhänge vorgezogen und entschleunigen die Ästhetik im lichtscheuen Raum und beschwören eine sehnsüchtige, andersweltartige Nostalgie, unwirklich und niemals wirklich greifbar.

„Love Theme is arranged from an improvised session with twin saxophones, synthesizer, percussion, drum machine, and voice. Over the course of a year the material was edited remotely from the members‘ home cities of Montreal, London, LA and Taipei.
Desert Exile etabliert aus diesem Instrumentarium bläserschwanger über natkotisierendem Radiatorensurren den Ambient der kosmopolitischen Band. Zu gleichen Teilen verführerisch, geheimsvoll, einnehmend, bedrohlich und hypnotisch kriechen die Klänge wie der Soundtrack eines gepeinigten Kopfkinos durch den Äther, die Elektronik schmiegt sich um die richtungsweisenden Saxofonparts. Vielleicht ist das wirklich der Ansatz, um Romantik in Drone zu finden, wie Pitchfork so schön schreibt, sicher aber diese Reise durch schwermütige Gedankenfelder.
Das entrückt klackernde Late Crossing liebäugelt dort mit verwaschenen Erinnerungen an avantgardistischen Noir-Jazz, bevor das dreiteilige Docklands / Yaumatei / Plum Garden über seine knapp neun Minuten Spielzeit irgendwann die langsam Form annehmenden Träume der drei Musiker konkretisiert, Percussion-Elemente und Rhythmik gebiert, während eine gefährlich sexy anmutende Gitarre am ungemütlich-coolen Noise aufgerieben in das Szenario groovt. She’s Here flimmert dagegen schwül zwischen einer sphärischen Synthieelegie und langsam treibenden Bläsermediation. Motive wandeln sich auf Love Theme eben ansatzlos, neue Impulse werden ohne erkennbare Nahtstellen assimiliert.

Love Theme klingen in all diesen miteinander verschwimmenden Phasen vielleicht nicht vollkommen originär, arbeiten mit den typischen Mitteln des Genres, spinnen ihre andächtigen Zeitlupen-Nebel aber fesselnder, dichter und deswegen auch faszinierender aus, als viele Nahverwandte: Mit geschlossenen Augen verliert man sich förmlich in dieser zutiefst homogenen Odyssee. Schließlich steht der transzendentale Fluss für die Platte im Gesamten stets über allem, die Kohärenz ist essentiell und Love Theme entlang seiner gespenstischen Atmosphäre stets mehr als die Summe seiner einzelnen Teile.
Dennoch gerät All Sky, Love’s End herausragend, ein viertelstündiger Jam-Leviathan: Die im Untergrund arbeitende Drummachine ist eigentlich hektisch, doch wiegt sie über dem hallschweren Raum eher sedativ in Trance. Soundschleifen finden übergreifend zu einem stoischen Industrial-Bau, in dem Hungtai sein psychedelisches Saxofon erst spielt, als müsste sich die solierende Melodie an Metalriffs orientieren, bevor alles in eine wohltemperierte Kakophonie zum ungemütlichen Noise zu driften beginnt. Hier arbeiten die drei körperlicher, doch wie jede Sekunde von Love Theme funktioniert auch diese Eingebung der Band vor allem auf unterbewusster Ebene, badet als mystischer Mitternachts-Score für das innere Auge wahrhaftig in einer traurigen Schönheit der Isolation.

Fleet Foxes - Crack-Up

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