Lotus Thief & Forlesen – Split
Avantgarde Post Metal in sehr stimmungsvoll – aber auch unbefriedigend: die beiden personell über weite Strecken deckungsgleichen besetzten zweieiigen Zwillingsbands Lotus Thief und Forlesen steuern je einen Longtrack zu einer gemeinsamen Split bei.
Oder wie der Beipackzettel es ausführlicher formuliert: „Sharing several members between the two bands, FORLESEN and LOTUS THIEF cross paths in an EP that highlights their different approaches while revealing new facets of each. Begun during the global pandemic of 2020 and refined over the following years, the two songs of this release evoke themes of the infernal and divine as experienced in the transcendent daily occurrences of love and death during a time of plague.“
Lotus Thief beschwören so einen ätherisch verträumten Klargesang zur ambienten Folk-Gitarre, die sich nach knapp drei Minuten einem majestätisch doomigen Gang anschließt. Die Heaviness bleibt sanft, die greinend-growlender Backingvocals eher unverbindlich als gemein. Ein wenig wandert die Band in den nautisch-postrockigen Welten zwischen Isis und the Cure, schreitet mit Gravität und Grandezza in einer schöngeistigen Atmosphäre, findet aber im Melodram gefühlt nicht zum Punkt und wird emotional kaum zwingend.
“In Perdition shows LOTUS THIEF in unprecedentedly epic form, drawing its source material from Giovanni Boccaccio’s The Decameron (1353), in which people sheltered in place during the Black Death, telling tales to pass the time.“ verrät die Hintergrund-Info, doch subjektiv funktioniert der bisweilen etwas gestelzt gestikulierende Track eher theoretisch als praktisch.
„With Black Is The Color, FORLESEN are at perhaps their most accessible, putting their singular stamp on the old standard and transforming it into a dirge both funereal and soaring.“ heißt es dann zur zweiten Seite der Split – der subjektiv deutlich stärkeren, jedoch ebenfalls ambivalent bleibenden.
Forlesen stacksen düsterer und schwerer über einen melancholisch bekümmerten Orgel-Teppich, der gemischtgeschlechtliche Dual-Gesang hat etwas von einer Lovecraft’schen Romantik. Wie ein warmer Kern in einen kaltem Raum überzeugt die Endzeitballade in klimpernder Kayo Dot-Theatralik-Trauer und mäandert kompositorisch, aber gefällig einnehmend. Wie schon bei Lotus Thief berieselt das dann eher auf ästhetisch dichte Weise, derweil der Aspekt der Katharsis in den Hintergrund tritt.
Das macht aus dieser Split zwar nicht weniger als ein rundum gutes Zusammentreffen – aber eben auch eines, das sein Potential ein klein wenig frustrierend nicht wirklich abschöpft.
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