Liturgy & LEYA – Antigone
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Im Leben von Hunter Hunt-Hendrix hat sich zuletzt einiges verändert – und auch Liturgy arbeiten konsequent daran, mittels Antigone im Windschatten der jüngsten Studioplatte H.A.Q.Q. in die Zukunft des Bandprojektes zu blicken.
Dafür treibt Hunt-Hendrix gewissermaßen an zwei Fronten den MO der 2019er Platte voran. Zum einen intensiviert Antigone gefühlt die Fusion mit dem math-affinen Charakteristiken von Aesthethica (2011), zum anderen operieren die orchestralen Interessen von H.A.Q.Q. über Katalysatoren wie Origin of the Alimonies noch weiter in pastoraler Statur.
Wofür Liturgy (besetzungstechnisch aktuell neben Hunt-Hendrix an Gitarre und Vocals Zweitgitarrist Bernard Gann, Bassistin Tia Vincent-Clark und Schlagzeuger Leo Didkovsky) auch eine Kooperation mit den New Yorker Nahverwandten von LEYA eingegangen sind, deren Chamber Folk-Versatzstücke sich durch ein generelles Interesse am Black und Avantgarde Metal auf einen gemeinsamen Nenner bringen lassen. Und tatsächlich wirkt es so, als würden Marilu Donovan an der Harfe und Adam Markiewicz (Violine und Vocals) bereits auf H.A.Q.Q. anvisiert gewordene Ideen in konkretere Griffweite bringen, Liturgy quasi beim Näherkommen an Ziele helfen, die im Alleingang noch zu unausgegoren verfehlt wurden.
Es beginnt dabei mit einer typischen, eigentlich sogar unverwechselbar gestimmten Tremolo-Melodie, rasendem (weniger originärem) Geballer und hirnwütigem Trademark-Gekeife, das praktisch unmittelbar von kammermusikalischen Akzenten unterwandert und sogar vollends ausgebremst wird – zur kontemplativen Klanglandschaft im nostalgischen Cinemascope beruhigt, elegisch und auch theatralisch gestikulierend gesungen. LINGUA IGNOTA oder Scott Walker in bekömmlich, wenn man so will. Dann umschließen die psychotischen Blastbeats den Rahmen kompositorisch, und die manische Extase zeit trotz eines vordergründigen Baukasten-Autopiloten eine gelungene Ballance, bevor der Abschluß versöhnlich entlässt, höchsten die Katharsis oder ein spätes Überraschungsmoment nicht erwzingen kann. Mag Antigone insofern auch ästhetisch und texturtechnisch interessanter sein als kompositorisch: Liturgy nutzen die Assimilierung von LEYA als Evolutionsschritt.
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