LINGUA IGNOTA – THE CALIGULA DEMOS
Offiziell lässt Kristin Hayter alias LINGUA IGNOTA ihr finales Bandcamp-Friday Spektakel als „HOME-RECORDED DEMOS PRECEDING CALIGULA. FRAGMENTS, MOTIFS, REPETITION, CUTS, WARTS AND ALL.“ Tatsächlich funktionieren THE CALIGULA DEMOS aber eher wie eine vollwertige Alternative-Version des 2019er-Studioalbums.
„As the Caligula chapter of Lingy comes to a close and the new record moves into play, I’m giving you a full album length package of outtakes and demos from Caligula, all things I recorded at home before heading into the studio. You’ll hear the record coming together, motifs from one song in another, things that were heavy done quietly, some things that never made it, lyrics moving around.“ erklärt Hayter.
Es sind vor allem die angesprochenen, noch nicht von der Stille in der Heaviness transferierten Phasen der versammelten 64 Minuten, in denen THE CALIGULA DEMOS absolut ergreifend besticht. Das besonders traurig und ruhig vorgetragene FAILURE etwa übermannt vor zurückgenommen verzweifelter Melancholie, die aufzeigt, dass Hayter insgeheim eben doch am besten ist, wenn sie ihre oper(ette)nhafte Theatralik dezenter nuanciert ausbalanciert, während auch das betörende SORROW in mollschwerer Melodik schwelgt. Generell muten THE CALIGULA DEMOS mit der weitestgehend spartanischen Reduktion auf Stimme und Piano wie der weniger anstrengende, vielleicht sogar angenehmer zu konsumierende zweieiige Zwilling von CALIGULA selbst an.
Dass die Brutalität hier aber nur sanfter geworden, deswegen jedoch nicht weniger eindringlich ausgelegt ist, zeigt sich nicht erst, wenn die Demos doch noch jenseits der vermeintlichen Schönheit die Intimität drangsalieren. BEAST (PRAISE ME) ist dann bereits hier harsch gwbrüllter Noise, KYRIE hat einen unbequem-düsteren Drone als Hintergrund seiner Elegie und POISON / DOGS (AILEEN) balanciert demonstrativ am Abgrund, bevor die Katharsis TEARS auf der Grundlage einer sakralen Orgel den kakophonischen Terror als apokalyptische Industrial-Walze inszeniert, dabei aber eine wogenden Hypnose erzeugt, in der man sich paradoxerweise wohl fühlen darf, während der Closer friedlich im Feedback ersäuft.
Kurzum: diese Demos sind keine Verlegenheitsveröffentlichung zum Bandcamp Friday, sondern absolut essentiell.
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