LINGUA IGNOTA – O Ruthless Great Divine Director
Nach der als ätzende Parodie mit polarisierendem Spaltmaterial platzierten Single ABOVE US ONLY SKY legt LINGUA IGNOTA nun mit O Ruthless Great Divine Director nun das versprochene „richtige“ neue Material vor.
Soll heißen: Die exklusiv via Bandcamp vertriebene Stand-Alone-Single macht im Gegensatz zur Promi-Persiflage ABOVE US ONLY SKY dort weiter, wo Kristin Hayter mit CALIGULA im vergangenen Jahr so selbstkasteiend in ihrer eigenen Hölle schmorte.
O Ruthless Great Divine Director ist im Kern eine tragische Klavierballade, die dort beginnt, wo konventionelle Klagelieder enden, also sofort am emotionalen Anschlag. Hayter wirft die gesamte emotionale Dringlichkeit ihrer Stimme sofort theatralisch phrasierend ins Gewicht, beschwört und leidet. Doch lauert der Song noch, während sich Ex-Liturgy Drummer Greg Fox langsam im Hintergrund aufwärmt, das klaustrophobische Panorama wächst, ein Spinett (?) ein kammermusikalisches Ambiente aufzieht. Hayter schwelgt in Harmonie, bremst den Song jedoch noch einmal aus, um ihn zu einem eruptiven Klimax zu führen.
Greg Fox explodiert mit seinem Duracell-Schlagzeug von Sinnen rotierend, doch LINGUA IGNOTA bleibt im getragenen Tempo, schichtet ihre Stimme zum Chor, der elegisch gestikulierend schwelgt, während sie darüber immer manischer zu spucken und kotzen beginnt, garstig, aggressiv und schonungslos, die hymnische Rage letztendlich atemlos rezitiert und eine erschöpfende Tragweite entlässt.
Das Songwriting verfolgt dabei von der ersten Sekunde an ein klares Ziel, ist sogar so fokussiert wie wenig auf CALIGULA, zeigt über eine Tour de Force der Dynamik und Intensität aber auch eine cinematographische Eingängigkeit, die ihre Melodie auf eine Ebene mit der fesselnden Atmosphäre stellt. Kurzum: Einer der besten Songs, den Hayter bisher veröffentlicht hat.
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