Limp Bizkit – Still Sucks

von am 2. November 2021 in Album

Limp Bizkit – Still Sucks

Ein bisschen Trick and Tread: Anstelle des seit zehn Jahren angekündigten Stampede of the Disco Elephants oder einem in der Zwischenzeit ebenfalls in Aussicht gestellten Nachfolger zu The Unquestionable Truth spendieren Limp Bizkit zu Halloween kurzerhand Still Sucks – ihr erstes Album seit einer Dekade. 

Dass Limp Bizkit mittlerweile (vom Titel des sechsten Studiowerkes weg bis zum amüsant-salopp die Wahrnehmung der Band und Fred Durst als Guilty Pleasure-Jugendsünde thematisierenden Hip Hop-Unterhaltung Love the Hate, ein tief gestimmt-brodelnde Rezitation mit verführerisch säuselndem Chorus) derart auf den ironischen Bruch mit ihrem Ruf setzen, scheint sich schon auszuzahlen – die Rezeption des Comeback mit dem Old Man-Durst-Looks und einer offenbar verdammt unterhaltsamen Tour im Rücken ist weitestgehend erstaunlich wohlwollend – wäre so aber eigentlich nicht notwendig, wie die Basis weiß: Freilich war die Band natürlich nie die anspruchsvollste oder tiefgründigste, hat in ihrem Metier aber auch – trotz des schwächelnden Results May Vary, von der überall vollends unter Wert verkauften Gold Cobra (die nun nicht mehr notwendigerweise das hässlichste Artwork der Limp Bizkit-Geschichte zu bieten hat) ganz zu schweigen! – bisher kein tatsächlich schlechtes Album abgeliefert.

Still Sucks fühlt sich nun aber sowieso weniger wie ein vollwertiges Album an, als eher wie ein Mixtape mit befriedigendem, aber vor allem Hunger auf Mehr machendem Fast Food-Charakter. Auch, weil die Platte zwar auf eine verdammt knackige Spielzeit von nicht einmal einer halben Stunde setzt und damit so kurz(weilig) wie keine andere Veröffentlichung der Band ist ist. Relativ ausfallfrei hätte man sich nur das schief ableiernde Empty Hole wirklich sparen können, während die anderen beiden ein wenig willkürlich aus dem Rahmen fallenden Akustiknummer Don’t Change (ein INXS-Cover als mit Autotune regulierte Ballade samt Streichern) und Goodbye (quasi ein formatradiopoppig-reduziertes One More Light im Boyband-Modus) auch generell weniger relevant erscheinen und den Behind Blue Eyes-Erfolg sicherlich nicht wiederholen werden.

Grundsätzlich fehlen dazu diesmal die absoluten Überhits – da können der erst enttäuschende, mittlerweile aber fest sitzende Nonchalance-Groover Dad Vibes und das schmissigerer Snacky Poo (bevor die Nummer zu einem latent enervierenden Namedropping-Skit mutiert, kriegt man die titelgebende Slang-Hook schon nicht mehr aus dem Schädel) noch so unerbittliche Ohrwürmer sein.
Der Rest ist eine tolle Songsammlung, die wie ein variables, sofort eingängiges und sicher nicht mit der unerschöpflichsten Halbwertszeit ausgestattetes (und wegen dieser raschen Abnutzen der Sättigung samt Abflachen des Wiederkehr-Reizes die Wertung um einen Punkt herabkorrigierendes) Teaser-Schaulaufen durch die Facetten der vordergründigen „King(s) of nu metal from the trash, hell yeah“ streift – stets stark produziert und vor allem mit einem Wes Borland in absoluter Bestform.

Da gibt es catchy Rap Metal mit fetten Riffs und dicker Hose wie im starken Doppel Out of Style oder Dirty Rotten Bizkit, zurückgelehnte Hip Hop-Slacker mit markanten Bassläufen (Turn It Up, Bitch), aus der entschleunigten Kings of Leon-Einkehr-Atmosphäre in aggressive Refrains aufplatzende Arena-Pit-Stimulationen (You Bring Out the Worst in Me) oder zum Industrial tendierende Pedale, mal besonders simpel und straight hardrockend (Barnacle), mal mit heftigen Nu Metal-Eruptionen eskalierend (Pill Popper).
Still Sucks macht dabei zu jedem Zeitpunkt Spaß und rauscht wie im Flug vorbei, macht Bock auf alte Killer-Singles und hat auch mit zu flüchtigem Gewicht genügend Momentum auf seiner Seite, dass man eben nicht alleine von der selbstironischen Metaebene zerren muss, um dieses Comeback nach zehn Jahren Hadern als betont locker aus dem Ärmel geschüttelte Aufwärmrunde zu feiern. Denn wer hätte im Vorfeld (oder überhaupt) schließlich schon damit gerechnet, dass das größte Manko des Gold Cobra-Nachfolgers mittelfristig sein würde, gewissermaßen zu wenig Limp Bizkit zu liefern?

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