Life Coach – Alphawaves
Seit dem untergegangenen 2008er Zusammenschluß mit dem Jetzt-Wieder Rage Against the Machine-Wüterich Zack de la Rocha als One Day As A Lion ist es erstaunlich still um den einst so gefeierten The Mars Volta Ausnahme-Schlagwerker Jon Philip Theodore geworden. Das wird sich nach seinem Beitritt zu Phil Manley’s Jamrockprojekt Life Coach zwar nicht ändern – schön zu wissen ist es trotzdem, dass der 39 jährige einer Band auch zweckdienlich seinen markanten Stempel aufdrücken kann.
Die Chemie zwischen Jon Theodore und seinem alten Golden-Kumpel Manley – sie stimmt einfach. Auch nach fast zwanzig Jahren. Kein Wunder also, dass der inzwischen reichlich Reputation als Produzent und Engineer (unter anderem von Wooden Shjips, Golden Void, Date Palms, Barn Owl, The Fresh & Onlys) angehäuft habende Manley abseits seiner Fucking Champs und Trans AM-Arbeitsstätten Theodore an Bord haben wollte um sein postrockiges ‚Life Coach‚-Soloalbum von 2011 zum Zwei-Mann-Bandprojekt auszubauen – war Theodore als Tourschlagzeuger von Dam Funk und der bisher wenige Früchte tragenden Mitgliedschaft bei Giraffe Tongue Orchestra zuletzt ohnedies nicht wirklich ausgelastet. Soviel nur zur Ausgangslage, aus der heraus die beiden verdienten Langzeitfreunde nun einen vordergründig instrumental gehaltenen Spielrausch entfalten.
‚Alphawaves‚ inszeniert sein kraftvolles Schlagzeugspiel (Notiz am Rande: es wurden allesamt nur die ersten Takes benutzt, die Theodore in seiner Garage aufgenommen hatte) als treibenden Ankerpunkt für die psychedelisch oft weit ausholenden Gitarren, Bässe und Synthesizer, die Manley gerne ohne konkrete Formen in die Umlaufbahn katapultiert und dort strahlen lässt. Das dröhnende Intro ‚Sunrise‚ oder der lauernde Soundnebel-Jam ‚Into the Unknown‚ (Nomen es Omen! – nur warum muß der Strom ausgerechnet abgedreht werden, wenn der Metalpart beginnt?) mögen deswegen mit psychedelischer Schlagseite für sich genommen nirgends wirklich ankommen und grundsätzlich wenig zwingend sein – im Kontext aber stimmungsvoll den Trip von ‚Alphawaves‚ weiterspinnen. Ein wenig unschlüssig hinterlassen dann auch weiterführende Drone-Arbeiten wie ‚Life Experience‚ und vor allem das abschließende, fast acht Minuten lange Feedbackdösen ‚Ohm‚, welche in ihrer meditativen Schwere durchaus nicht aus dem Rahmen fallen – das Projekt Life Coach allerdings noch zu unfokusiert in der Selbstfindung ablichten.
Dabei ist es gerade die immense Vielfältigkeit, welche die experimentellen 40 Minuten von ‚Alphawaves‚ zu einer ungemein kurzweiligen Odyssee in die Welten von Thrill Jockey mutieren lässt. So reißt etwa der stoisch tackernde, furztrockene Krautrock des Titelstücks mit friedfertig tupfenden Piano den Blick über knapp sieben Minuten rhythmisch packend an den Horizont, ‚Limitless Possibilities‚ ist nach seinem Twin Peaks-Beginn die potentielle My Bloody Valentine Nummer, die Kevin Shields nicht auf ‚m b v‚ unterbringen wollte. Der Hardrock im knackigen ‚Fireball‚ faded zwar öde aus, blickt dabei aber stringent in Richtung eines fiese schneidenden Stoner: ausnahmsweise gibt es Gesang, doch der unheimlich tighte Groove ist der eigentliche Star. Gleiches gilt für das funky ‚Mind’s Eye‚, wo Life Coach beinahe ein kleiner Szene-Hit passiert wäre und die schwebenden Vocals, repetitiven Metal-Riffs und treibenden Soli (Isaiah Mitchell fungiert als geladener Lead-Gitarrist) nur von Bonham-Fan Theodore zusammengehalten werden.
‚Alphawaves‚ ist so entlang seiner Live-Dramarturgie auch musikalisch die auf dem Albumcover stattfindende farbenfrohe Explosion geworden, welche weitaus stärker daran interessiert ist sich nach Lust und Laune in der Weite zwischen Ambientflächen, Neu!-Ausschweifungen und 70er affinen Rocksessions gehen zu lassen, als die Zügel konsequent eng zu halten. Eine Endlosschleife und vielversprechende Aufwärmrunde für Life Coach.
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