Lies – Corbeau
„I read your bones like a Brautigan poem / Over and over I traced your shoulders / And in the margins I took notes / For your future lovers to discover“: Corbeau ist die mittlerweile bereits vierte Single von Lies, dem neuen Projekt der beiden American Football-Cousins Mike und Nate Kinsella.
Nach dem überragenden Summer Somwhere (das zurückhaltend pumpend tanzbare Elektronik als wummerndes Rückgrat im ausfgeräumten Klangraum an freudig jubilierende Streicher heranführt, um inhaltlich an The Avalanche anzuknüpfen) und dem Doppel aus Blemishes (dieser so liebenswürdig in die Beine gehenden Rhythmus-Nonchalance mit wunderbar optimistischer Ausstrahlung, die ein bisschen so klingt als hätten Nate und Mike Kinsella einen sanft aufbrechenden Song für einen hoffnungsvoll die Sonne aufgehen lassenden Kinderfilm inszeniert) und Echoes (das mit perlenden Gitarren noch am nächsten beim Midwest Indie Emo der letzten American Football-Platte scheint, dann aber mit 80er-Schlagzeug-Wirbel und Saxofonsolo aufwartet) ist Corbeau vielleicht der bisher schwächste Song von Lies.
Doch das ist freilich absolut relativ zu verstehen. Immerhin zeigt auch Corbeau abermals eine ganz formidable Synthese aus typischen, so unmittelbar vertraut willkommen heißenden Mike Kinsellla-Trademarks – wie etwa dem zarten, ruhigen Gesang und verzaubernd tiefgründige Lyrics, gebettet in anmutige Melodien, die mit unspektakulärer Sehnsucht träumen – im Verbund mit neuen Perspektiven im Soundgewand, das Singer Songwriter-Kleinode mit Indietronica-Hintergründen anreichert. Hier ist es eine Akustik-Gitarre, die die Intimität vor der schimmernden Elektronik und behutsam eingefügten Background Vocals von Now, Now’s KC Dalager pflegt – und auf unscheinbare Weise die Seele balsamiert und das Herz streichelt: wie schön!
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