Lianne La Havas – Lianne La Havas
Ein Cover des Radiohead-Songs Weird Fishes steht im Herzen des Drittwerks von Lianne La Havas. Dieses macht für sich (ein Ritterschlag!) den Urhebern zwar alle Ehre, adelt aber vor allem das Gesamtwerk auch dadurch, dass die Interpretation weder Gimmick noch dezidiertes Highlight der Platte ist.
Natürlich ist es großartig, wie emotional Weird Fishes erst das Original antäuscht, dann eine eigene Linie findet und immer weiter wächst, packender und intensiver wird, und vor Leidenschaft in die sommerliche Gemeinschaft schnipst, ausnahmsweise aus sich herausgehend gestikuliert. Aber dieses Kunststück gelingt Lianna La Havas auch mit eigenen, in der Regel leiser agierenden und zurückhaltenderen Songs – wie etwa dem sehnsüchtigen Klimax Sour Flower, das sich aus der Introspektion erst als bittersüße Passion verausgabt und dann in die entspannte Romantik einer unaufgeregten Jam-Atmosphäre zurück taucht.
Zudem assoziieren die (mitunter auch zwanglos plätschernden, aber niemals nebensächlich werdenden) 52 Minuten der Platte immer wieder aus der selben Stimmung geboren zu sein , wie das Meisterwerk In Rainbows: Die folkigen Gitarren perlen mit verräumt-nautischer Anmut, die Rhythmussektion spielt organisch mit einem jazzigen Drive im warmen R&B, während La Havas mit ihrer grandiosen, reichhaltigen Stimme (irgendwo zwischen Janelle Monaè und Joan as Police Woman) den daraus beschworenen Neo-Soul verführerisch mit einer eleganten Bandbreite bis ins Vibrato dirigiert.
Gravierender ist also eigentlich, dass die Britin ihr drittes Album selbstbetitelt hat: Die 31 Jährige macht sich zwar Fremdmaterial zu eigen, hat nach dem ambivalenten Vorgänger Blood aber merklich zu sich selbst gefunden, dominiert mit unaufgeregter Klasse und furiosem Songwriting, das keine demonstrativen Hits mehr forciert, keine Zugeständnisse an die Plattenfirma mehr gibt, keinen konsumfreundlichen Konsens erzwingt. Alles hier fließt in einer unaufdringlichen Subtilität, kleine Nuancen umwehen die Gleichförmigkeit mit schattierender Wirkung
Relaxt klimpert das rauchige, epischer flehende Bittersweet (Full Length) mit subversiver Dramatik pochend. Ein Green Papaya nimmt alles Tempo für die Lavalampen-Meditation heraus, in Can’t Fight feiert ein versöhnlicher Groove. Paper Thin entfaltet in minimalistischer Zeitlupengangart eine betörend ätherische Melodie, Please Don’t Make Me Cry wiegt sich in choraler Sanftheit. Seven Times legt Flöten-Arrangements über eine sonnige Akustikgitarre und auch Courage genügt eine fingerpickende Reduktion, um wie jeder Augenblick hier die fünf Jahre Wartezeit für diese wohltemperierte Wiedergeburt zu rechtfertigen.
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