Liam Gallagher – C’mon You Know

von am 19. November 2022 in Album

Liam Gallagher – C’mon You Know

Liam Gallagher hat mit Andrew Wyatt und einer überraschenden Riege an namhaften Unterstützern (u.a. Dave Grohl, Ezra Koenig, Greg Kurstin, Ariel Rechtsheit, Bobby Krlic oder Nick Zinner) sein drittes Sloloalbum C’mon You Know aufgenommen.

Der personelle Beteiligung ist aber ein Umstand, der ohne Blick in die (freilich vor noch weniger prominenten Namen überbordenden) Credits nicht zwangsläufig auffallen muß, schließlich ist C’mon You Know kein Allstar-Feuerwerk geworden – und eigentlich auch sonst ohnedies kein Spektakel.
Ohne tatsächlichen Ausfall und stets auf einem konstanten qualitativen Niveau liefernd ist der Nachfolger von Why Me? Why Not. ein ebenso harmloses wie gefälliges Album geworden, relativ vielseitig und abwechslungsreich, auch ohne unbedingte Highlights oder tatsächliche Hits (die Gallagher so ja bisher noch auf jedem seiner Post-Oasis-Alben zu bieten hatte, wenn auch nur im Semi-Outfit) kurzweilig funktionierend; seine kaum relevante Reibungsfläche stört während des Konsums nur nebensächlich, obwohl das aufgefahrene Material so spätestens danach bereits ziemlich egal und vergessen ist.

Am griffigsten hängen bleibt dabei noch gleich der Opener More Power (als eine prolongierte Spitze gegen Bruder Noel, die niemandem wehtut), weil Liam und Co. hier einen (leider eher brachial als nuanciert eingesetzten) Kinderchor mit sakraler Erhebung You Can’t Always Get What You Want imitieren lassen und im Finale zur plakativen Streicher-Theatralik poltern.
Danach wirft sich C’mon You Know mal mit funky Licks und 70s Groove in die abgehangene Lounge der Arctic Monkeys (Diamond in the Dark) oder kreuzt die Madchester-90s mit Beatles-Melodien und Tame Impala-Psychedelic (Don’t Go Halfway), klatscht im Titelsong stimmungsmachend pochend voran und packt im Refrain einen Soul-Vorschlaghammer mit Backing-Ladies und Bläsern entlang trivialer Texte aus, wo Liam diesmal sonst erstaunlich oft die Introspektive wählt.

Es gibt schöne Piano-Balladen mit Streicher-Arrangements (Too Good for Giving Up) und liebenswert plätschernde Schunkler in den nett-lockeren 60s-Folkpop (It Was Not Meant to Be), aus dem zwanglosen Rahmen fallenden Kasabian-Clubrock (das simple Everything’s Electric repetiert seine Züge allerdings zu ermüdend, um wirklich Spaß zu machen, bevor auch das irritierend stolpernde I’m Free auf die Tanzfläche pumpt, um dann Gorillaz‘eskes Wechselspiel mit dem abgedämpftes Reggae-Intermezzi anzubieten, um den an sich coolen Refrain damit schaumbremst) oder zurückgenommen mit Mundharmonika und Percussion stampfende Langweiler (World’s in Need).
Ergiebiger ist da schon das Suhlen in der Vergangenheit, wenn das reduzierte Moscow Rules verträumt aus der Zeit gefallen eine Sepia-beschwingte Fab-Four-Nostalgie pflegt, Better Days als feiernd aufblühender Anachronismus wie der desorientierte Remix in die sanfte Tanzbarkeit anmutet, oder der elegische Schlusspunkt Oh Sweet Children mit der sanften große Geste exemplarisch zu unverbindlich und zwanglos für die Hymne bleibt – das kann Liam und seine farblos bleibende Gästeliste an sich alles besser.

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