Leylines – Leylines
Da kann einem ja schon vorab das Wasser im Mund zusammenlaufen: „Leylines can best be described as technical, chaotic, groove laden music for fans of bands like Ion Dissonance, Carbomb, Frontierer, Humanity’s Last Breath, and Danza.“
Ja, inmitten dieser Referenzen kann man sie verorten, die Kampfzone einer Newcomer-Band aus arrivierten Szene-Veteranen. Drummer Michael Ranne (Through The Eyes Of The Dead, Ex-My Bitter End), Vocal-Kotzbrocken Jonathan Carpenter (ehemals The Contortionist, Notochord, Foreign Waves), Bassist Sean Martinez (Decrepit Birth) und Gitarrist Jesse Blanchette (Conforza, Graveborn) wüten jedenfalls mitten hinein in die Schnittmenge aus Solace und w^w^^w^w, haken brutal und archaisch über stoisch vertrackten Rhythmen, deren extreme Präzission tief gestimmte Riff-Fetzen und kurze Ausbrüche in tackernde Attacken organisch pointiert. Das brüllt im Chaos, als würde groovende Heaviness im fünften Gang eine holprige Bergpfad hinaufpflügen und dabei trotzdem am Geschwindigkeitslimit schrauben. Abstrakte Gitarren suggerieren Atonalität und technisch ist das ebenso virtuos und komplex, wie zumeist desorientierend.
Blindspots mischt seinen Mathcore dafür mit Calculating Infinity-Facetten und Djent-Attitüde, Dead Harbor legt eine direkter forcierte Hardcore-Klammer um einen etwas auf Durchzug schalten lassenden Mittelteil, bevor flächigere Synth-Texturen hinten raus mehr Auftrittsfläche besorgen. Der Dark Ambient-Einstieg von Myriad of Illusions übernimmt dort und macht den MO von Leylines über seine relative Deathcore-Ausrichtung einfacher zugänglich. Wer zum Taktezählen gekommen ist, dem wird freilich dennoch schwindelig werden. Allerdings bieten Breakdowns und eine funkelnde Gitarren-Patina nachvollziehbare Methoden im detaillierten Wahnsinn. Acceptance Comes Before Death geht mit seinen Blast-Salven schon als Pit-Einladung und Spineless kurbelt nach vorne schraubend beinahe Single-Tauglich, bevor Spectre Tactics zwischen zäh und rasend, tief und ganz tief schizoider Manie springt.
Dass die Band ihren eklektischen, im besten Sinne an stilprägende Vorbilder gemahnenenden Sound gleichzeitig erschöpfend und konsequent, wie einzelne herausragende Genieblitze noch vermissend ausbreitet, lässt Luft nach oben – aber auch die Zuversicht, dass Leylines in Zukubft große Fußstapfen füllen könnten.
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