Legss – Fester
Seit ihrer zweiten EP Doomswayers im Jahr 2022 ist es (abseits der beiden Standalone-Singles Hyde Park Coroner und Hollywood) relativ ruhig um die arty Postpunks von Leggs geworden. Dies ändert sich durch Fester nun nur bedingt.
Dass die Band aus Greater London – Frontmann Ned Green, Gitarrist Max Oliver, Bassist Jake Martin und Louis Grace – mittlerweile, auf ihrer dritten EP, gewissermaßen im realen Leben angekommen ist, schlägt sich nämlich auch im Sound von Fester nieder, wie Green berichtet: „We’re in the transition of post-university adolescence into adulthood and needing to survive in London. I think ‘Fester’ is embroiled in that“.
Dass die Band also erst einmal eine neue Basis schaffen musste – und als Premiere nicht im Selbstvertrieb veröffentlicht, denn „It has been a bit rocky for us. It’s hard to try and gain momentum when you don’t have the money, the time or resources to be able to put anything out“ – rückt den aufwühlende Punk-Attitüde nun also weiter hin in ruhigere Gefilde, die im Slowcore und Postrock Fuß fassend sehe oft als Arab Strap, Mogwai oder eben Deathcrash denken lassen. Eine „reifere“ Ausrichtung, die Legss hervorragend steht – auch wenn das Songwriting dabei noch nicht immer restlos zum Punkt findet.
In der Klavier-dominierten, ambient die Melancholie der Nachdenklichkeit in einem ambienten Nebel suchenden Klammer aus Motto und Atlantic Road, ist gleich das zumindest lyrisch überraschend direkte The Landlord ein Rangeln aus schrammelnder Dramatik, inbrünstiger Manie und dumpfer Verzweiflung in der introvertierten Kontemplation von Slint, eine halb rezitierende Rangelei aus Aufbruchstimmung und Resignation, während Sister, Brother sich sinister und trügerisch schreitend aus dem Flanieren heraus in verspielte Bewegung setzt, auch durch den abstrakten Spoken Word-Vortrag einen seltsam entrückten Groove im Drive pflegt, und das somnambul plätschernde Daddy There’s Sand in the Sandwiches über Hintergrund-Harmonien aufgerieben wird, um ernüchtern ziellos zu verpuffen. Immer krönen Leggs ihre Entwicklung eben noch nicht zur Formvollendung auf einer gefühlten Übergangsplatte.
Wozu die Briten aber fähig werden könnten, stellt das überragende Herz- und Titelstück in Aussicht, das so wunderbar unaufgeregt sprechgesang-sinnierend ätherisch Klavier- und soulige Backingchor-Träume an Nick Cave im stimmig räumlichen Klang der Produktion noisig rockend aufkocht.
„In a way ‘Fester’ dictated the EP, it was the first thing that we came up with. It opened up a whole new avenue for us where we could play at a slower pace, play something more delicate, gentle and in ways more open. It’s quite a relieving thing to be able to express, because I think before we’ve written from an angsty perspective. We do really want to be more dynamic. Obviously, the angstiness is quite integral to the Legss sound, but with that song, especially sonically, it gives a lay of the land so nicely.” führt Grace aus – und nimmt damit die vielversprechenden Perspektiven, die Legss sich hiermit in der obersten Liga potentiell erschlossen haben, vorweg.
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