LCD Soundsystem – Electric Lady Sessions
Die Electric Lady Sessions sind nicht nur eine ideale Erinnerung daran, was für ein grandioses Comeback American Dream doch war, sondern unterstreichen auch, dass die Reaktivierung von LCD Soundsystem ganz allgemein eine fantastische Idee von James Murphy ist.
Immerhin präsentiert sich sein DFA-Flaggschiff auf der an drei Tagen in Manhattan während der Tour zu American Dream aufgenommenen, adäquat betitelten Live-Platte in bester Spiellaune und transportiert auch ohne Publikum eine wesentlich ansteckendere Grundspannung als etwa Maxïmo Park unlängst, mitten hinein in den LCD Soundsystem-Rausch: Electric Lady Sessions zuckt und groovt vor Energie, ist atmosphärisch und einnehmend, ein merklich älter gewordener James Murphy verleiht den (bisweilen etwas zu sehr auf Nummer Sicher gehenden) Songs einen phasenweise manischen Charme mit viel Haltung und Hingabe. Man höre dafür nur den leidenschaftlich funkelnden, flehentlich-beschwörenden Titelsong der jüngsten Studioplatte.
Den Bärenanteil der Setliste stemmen drumherum übrigens folgerichtig insgesamt sechs Songs des 2017er-Coups, dazu gesellen sich You Wanted a Hit und Home von This is Happening, sowie Get Innocuous! von Sound of Silver.
Die Unterschiede zu den Original-Versionen bleiben dabei überschaubar, kleine Nuancen verschieben den Sound organisch, doch überzeugen die Interpretationen alleine schon durch ihre dringliche Dynamik. Essentiell geht insofern vielleicht anders, verdammt unterhaltsam mitreißend aber genau so.
Weil man im (nicht immer derart ansatzlos wie im überragenden, als Kette unerreichten Trio aus Tonight, Home und I Want Your Love übergehenden) Fluss der Tracks eher das Gefühl hat, eben mitten in der fiebrigen Jam-Session zu stecken, die das Songwriting von Murphy über seine grandiose Band verselbstständigt, man sich dem Sog beinahe hypnotisierend in die Beine gehend kaum entziehen kann. Nach den sehr guten London Sessions sowie dem erschlagenden The Long Goodbye: LCD Soundsystem Live at Madison Square Garden stellt Electric Lady Sessions damit ohnedies eine absolut feine Ergänzung für die Live-Abteilung der Banddiskografie dar.
Den eigentlichen Mehrwert besorgen dann allerdings trotzdem die drei aufgefahrenen Coversongs, die sich ohne Bruch in das restliche Programm einfügen und das referenzfreudige Werk von Murphy um einige direkte Zitate erweitern.
Das eröffnende Seconds bleibt als düster zum schillernden Industrial schnepfender Synthpop mit angespanntem Bass unterkühlt nahe an den Wurzeln der Nummer, knapp dran The Human League sogar sklavisch zu kopieren. Trotzdem – oder gerade deswegen – ein ungemein zwingender Einstieg. Die schimmernde Disco von I Want Your Love von Chic bekommt den patentierten elektronischen Dancepunk von DFA injiziert, ist ein fantastischer Killer-Hit ohne Ablaufdatum, und (We Don’t Need This) Fascist Groove Thang von Heaven 17 setzt dann mit Nancy Wang an den Vocals zum schrammelnd getriebenen Finale ein, das auch als schwächste, dünnste Nummer der Session die kompakte Präsenz der Platte mit inhaltlich wichtiger Agenda noch einmal dicht und druckvoll auf den Punkt bringt. Passend zu dieser Körperlichkeit erscheinen die Electric Lady Sessions physisch übrigens ausschließlich auf Vinyl.
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