Lana Del Rey – Summertime The Gershwin Version
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Während Chemtrails Over the Country Club verschoben wurde, platziert Lana Del Rey zwischen den beiden Poetry-Alben Violet Bent Backwards Over the Grass und dem in der Pipeline harrenden Behind the Iron Gates – Insights From an Institution die Interims-Single Summertime The Gershwin Version.
Auf dem 2019er Meisterwerk Norman Fucking Rockwell! gab es die Nummer ja quasi bereits als Cover der Sublime-Version Doin‘ Time zu hören, hier nun interpretiert Lana Del Rey das Original aus Gershwins Oper Porgy & Bess von 1935 etwas näher an den Ursprüngen – oder eher: jenem Jazz-Standard, zu dem die Nummer durch zahlreiche legendäre Versionen schell geworden ist.
Dafür wählt sie ein zutiefst gemäßigtes Tempo nahe der schwelgenden Zeitlupe, lässt ihre (Covid-getestete) Band sanft und zurückhaltend im Acoustic-Sound mit verträumten Tastenschlagen spielen, ein dezenter (superb unwirklicher, fast gespenstisch aus der Vergangenheit hallender) Backing-Chor unterstützt die bisweilen elaboriert phrasierenden Vocals – und diese (wie schon zuletzt stets klar gemixte) Stimme harmoniert definitiv absolut anmutig und authetisch mit dem unsterblichen Evergreen (der auch mal wieder die Gelegenheit bietet ein „Daddy“ zu singen).
Das kreative Gewicht der sommerlich-leichten, verführerisch-psychedelisch schwebenden Aufarbeitung bleibt dennoch überschaubar, der individuelle Fingerabdruck hält sich in Grenzen. Doch die relative Vergänglichkeit hat sicherlich auch damit zu tun, dass Billie Holiday, Sam Cooke oder Ella Fitzgerald einfach legendärere Variationen von Summertime in die Musikgeschichte erhoben haben. Warum Del Rey für diesen Song zudem den November als Releasetermin gewählt hat, scheint auf der ersten Blick ein absurdes Rätsel mit schlechtem Timing zu sein – auf den zweiten dürfte es aber nur der relativ spontane Vorbote eines kurzerhand eingeschobenen digitalen Cover-Albums sein.
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