Lamb of God – Lamb of God

von am 23. Juli 2020 in Album

Lamb of God – Lamb of God

Nach spätestens Wrath lieferten Lamb of God nicht mehr als die unfehlbarere Macht im Groove Metal ab, die sie davor zumindest vier Alben lang waren – weswegen VII: Sturm und Drang 2015 eine umso euphorischer nehmende Rückkehr zur herausragenden Form war.

Knapp fünf Jahre später entpuppt sich der damalige Impuls leider als offensichtliches Strohfeuer, nicht als die herbeigesehnte Trendwende, denn das selbstbetitelte, zehnte Studiowerk von Lamb of God ist nur ein ein solider Standard aus dem Baukasten geworden, generische Zuverlässigkeit – nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Denn natürlich ist eine solche Entwicklung (angesichts der wenngleich auch schwindenden immer noch absolut grundlegenden, durch und durch versierten Klasse der Band) kein Beinbruch, aber eben doch eine Enttäuschung, wenn zehn Songs so austauschbar wie typisch ein bisschen zu reibungslos auf Durchzug schalten lassen,  Lamb of God im Dienstleister-Modus den Autopilot aktivieren.

We managed to find some love in the machine, but in turn it took things that cannot be recovered. I did not leave the dream. I did not make the decision to leave my life’s work. The truth is that, I am unwilling to paint by numbers. There is an ambiguous concept in our world of ‘selling out. I cannot define that outside of my personal understanding, but know that being trapped in a ‘creative’ formula and/or playing the same song 10,000 times did not bolster my love of playing. I’ve never been one to ‘phone it in’. I’d rather mow the grass.positionierte sich der nicht freiwillig ausgestiegen worden seiende Drummer Chris Adler im Vorfeld der Platte ja relativ deutlich.
Wie schonungslos sich diese wenig schmeichelhafte Verortung nun jedoch auf den Ist-Zustand von Lamb of God übertragen lässt, überrascht durchaus – der kreative Status Quo der Platte verlangt nämlich tatsächlich einzig etablierte Trademarks zu verwalten: Basic bis ins Markt (was eben – nochmals! – nicht alles nur negativ zu verstehen ist) beginnt das bei der schablonenhaft zweckdienlichen Performance, bei den konservierten Vocals, den Standard-Riffs, auch natürlich den Drums des einen guten Job erledigenden Neuzuganges Art Cruz – aber auch das Songwriting ist formelhaftes Malen nach Zahlen und hat nur wenige nachhaltige Nummern zu bieten.

Das absolut überzeugende Memento Mori gönnt sich lange ein pathetisch flüsterndes Intro, platzt dann aber in ein catchy Schaulaufen auf, bevor Checkmate es mit seinem frontalen Refrain hinsichtlich der Eingängigkeit zu übersättigt übertreibt. Reality Bath rezitiert mit tief grundierender Erzählstimme für das Vorprogramm von Slipknot, repetiert seine Strukturen aber wie so vieles hier einfach zu oft.
Das endgültig zu nahe am Metalcore produzierte New Colossal Hate bäumt sich immer wieder auf und Resurrection Man wirft sich entschleunigter in thrashig röchelnde Midtempo-Posen, zeigt im Abgang aber durchaus Motivation für die variable Dynamik. Die Gäste (Jamey Jasta und Chuck Billy) können Poison Dream und Routes dagegen keine relevante Prägnanz verleihen. Letzterer zeigt zumindest eine ordentliche Gitarrenarbeit, doch Bloodshot Eyes gerät danach als einziger wirklicher Totalausfall in seinem diffusen Verständnis von Melodien komplett aus der Balance, was der abliefernde Closer On the Hook zumindest zweckdienlich revidieren kann.
Gerade im Schatten von VII: Sturm und Drang und den vergangenen Triumphzügen der Band wirkt Lamb of God damit wie eine sehr okaye Sammlung potentiell befriedigender B-Seiten der Heydays. Was dann zumindest Grund genug ist, den etwaig kommenden Tourdaten entspannt – aber ohne Euphorie – entgegenzublicken.

Print article

Kommentieren

Bitte Pflichtfelder ausfüllen