La Roux – Supervision
Nach zwei wirklich guten Synthpop-Alben ist La Roux alias Elly Jackson auf Supervision – ihrem ersten so gänzlich ohne Ben Langmaid entstandenen Werk und dem erst dritten in rund 11 Jahren – knapp vor dem Offenbahrungseid angekommen. Dass ordentlich Umgebungs-Sperrfeuer von dem aufgefahrenen Sonntagmaterial ablenken soll ist insofern nachvollziehbar.
Schon schade, dass Supervision eher wie eine banale Rechtfertigung wirkt, damit Jackson aktuell zum medialen Rundumschlag gegen The Xx und Co. ausholen kann – und dabei mehr Reibungspunkte und Unterhaltungswert bietet, als die 42 Minuten ihrer ersten Platte seit 2014.
Dass jedenfalls die kreative Wut und Angriffslust der 32 Jährigen derart unter den Fingernägel brannte, um nach einer gefühlten Ewigkeit wieder als La Roux aktiv zu werden, kann sie schließlich gefühltermaßen eher kaum aus der Versenkung getrieben haben: Supervision macht zwar deckungsgleich beim Vorgänger Trouble in Paradise weiter, ohne aber dessen kompositionelle Substanz zu bieten. Viel eher mutet Album Nummer 3 als enttäuschend gleichförmiges Sammelsurium an billig inszenierten und uninspiriert geformten Austauschbarkeiten wie eine kaum relevante Resteverwertung von potentiellen B-Seiten früherer Hits und Ohrwürmern an.
Was (um es explizit zu erwähnen) niemals tatsächlich schlecht ist, keinesfalls. Jackson kann immerhin schon noch im Grundlegenden, was sie tut – und setzt wie im pointierter rhythmisierenden International Woman of Leisure oder dem tropikaler ausgelegten Everything I Live For auch zaghafte Akzente, intoniert generell weniger generisch als viele Kolleginnen, und dehnt den Closer Gullible Foe nicht ohne Ambition auf über 7 Minuten aus.
Doch ohne zwingenden Melodien oder in Erinnerung bleibender Hooks ist Supervision selbst in dieser Momenten weder Strohfeuer noch Flächenbrand, sondern bloß eine gefällige Egalität, die ihre theoretische Klasse nicht einmal in einzeln herausragenden Singles kanalisieren kann, und gerade am kaum auseinanderdividierbaren Stück laufend im belanglosen Hintergrund verliert.
Da mag schon der ordentliche Opener 21st Century den Blick in der Zukunft verankern wollen, wirkt mit seinem banalen Beat und den funky Möchtegern-Pharrell-meets-Nile Rodgers-Gitarrenlicks ohne jeden Schmiss und Pfeffer so altbacken, gibt damit aber die Richtung und das Gewicht der restlichen Platte vor. Do You Feel orientiert sich etwas mehr in die 80er, doch statt mit einem Saxofon letzten Ende gleich voll über das (ohnedies plakative) Ziel hinauszuschießen, schmachtet La Roux brav säuselnd. Automatic Driver ist sicher nett und angenehm zu konsumieren, addiert auch mehr Retro-Flair durch eine warme Orgel-Patina, bleibt aber trotzdem zu seicht, ohne knackiges Momentum.
Überhaupt will kein Element der Platte den umwerfenden Pop mit leidenschaftlicher Hingabe unbedingt und in letzter Konsequenz, selbst der Groove bagatellisiert teilnahmslos. Jackson wirkt ohne spannende Plattform im Rücken phasenweise gar gelangweilt von ihren eigenen Ästhetik, die hier frustrierend im Autopilot läuft und ohne eigenständige Charakteristiken schlichtweg ratlos entlässt. Das Mitleid dafür hält sich auch aufgrund ihres Konfrontationskurses abseits der eigenen Musik in Grenzen.
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