Kylie Minogue – Infinite Disco
Keine Loco-Motion, sondern ein grell schillernder Dancefloor im bunten Spaceship: Kylie Minogue holt nach einer megalomanischen Remix-Collection mit dem Live-Mitschnitt Infinite Disco weiterhin so viel wie möglich aus ihrem sehr guten aktuellen Studioalbum Disco heraus.
Endlich gibt es das ursprünglich Ende 2020 ausgestrahlte, seit vergangenem Jahr zumindest als Bonus-Package der Guest List Edition von Disco veröffentlichte Streaming-Konzert Infinite Disco also auch als eigenständiges Release – eine Wertschätzung, die sich die 50 Minuten rundum verdient haben.
Immerhin zeigen sie die mittlerweile 54 jährige Australierin in Hochform und bietet ihrem fünfzehnten Studioalbum eine noch lebendigere Bühne. Kylie selbst besticht stimmlich (man höre bitte alleine das emporstrebende Supernova als Beweis) und mit einnehmender Präsenz, die Frau hat merklich Bock: Selbst ohne dazugehöriges Video-Material ist die enthusiastische Freude ansteckend, der Rausch macht gut gelaunt einfach kurzweiligen Spaß. So sehr gar, dass die Party phasenweise fast schon zu atemlos durch eine Setliste eilt, die ihren Fokus verdient auf den mittlerweile zwei Jahre alten, immer noch aktuell-anachronistischen Studio-Langspieler legt.
Dass dabei Über-Hits wie Can’t Get You Out of My Head komplett ausgelassen werden, und andere Klassiker wie Come Into My World oder I Should Be So Lucky nur als vage atmosphärische Interludes herhalten, ist zwar grundlegend schade, macht aber aber auch klar, wie gut Kylies aktuelles Material ist – gerade wenn etwa Dance Floor Darling oder I Love it nach den großen Teasern nicht enttäuschen, sondern die Fusion aus Disco und Club-Musik herrlich schmissig in die Beine geht, ein Where Does the DJ Go? besonders ausgelassen agiert, Magic den rahmenden Ohrwurm macht oder vor allem auch, wenn wie in Say Something sowie dem unaufgeregten Real Groove der House Gospel Choir soulige Akzente setzen.
Über allem steht neben einer besonders ausgelassen feiernden Version von Love at First Sight aber doch der Funk des relaxenden Slow, der so geschmeidig und natürlich in Love to Love You Baby gleitet. Wunderbar!
Dass Infinite Disco nichtsdestotrotz stets auch etwas steriles transportiert, fällt gerade jetzt, wo tatsächliche Live-Konzerte vor Publikum (vorerst?) wieder möglich sind, zwar schon auf – den Endorphin-Regen unter der Glitzerkugel dämmt dies aber kaum ein.
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