Kurt Vile – Back to Moon Beach
Diese 52 Minuten sind eine „EP by no one’s definition but Kurt Vile’s“. Ungeachtet der Format-Kategorisierung erweist sich das fabelhafte Back to Moon Beach jedoch auf den letzten Metern auch als unausgegorenes Ganzes.
Zumindest die ersten sechs Songs lang ist die letzte mit dem Anfang 2023 verstorbenen Violators-Mitglied Rob Laakso aufgenommene Platte ein ziemlich makellos homogenes Schaulaufen der gepflegt tiefenentspannten Vile-Trademarks rund um langsames Gitarrenspiel, lethargischen Gesang und dösende Melodien, die sich wie vertraute Freunde anfühlen.
Das unauffällig überragende Another good year for the roses setzt dafür ein paar Klavier-Akzente samt ein wenig Country-Flair, ist auf simple Weise eingängig und plätschert exemplarisch spektakelfrei nebensächlich dahin, bevor auch das gemütliche Touched somethin (caught a virus) in seinem friedlichen, fast schläfrigen Groove keine Aufregung kennt und spätestens das Titelstück mit ein bisschen mehr psychedelischem Leiern den MO definiert: Vile lässt sich in die formoffenen, diesmal betont kontemplativ und ruhig angelegten Songs gleiten, komplett zwanglos mittreiben und begleitet sie ohne wirkliche Impulse zu setzen nirgendwohin, fesselt mit der dabei beschworenen Atmosphäre auf einmal mehr auf subversive Weise so unmittelbar in seinen Bann ziehend.
Das frühlingshafte Like a wounded bird trying to fly taucht die Dynamik des Spannungsbogens danach so luftig etwas flotter vor Vogelgezwitscher an und webt dezente harmonische Texturen ein, Blues come for some schunkelt mit geschlossenen Augen in Zeitlupe vor grillenzirpendem Klavier und Tom Petty’s gone (but tell him i asked for him) gönnt sich ein paar Kanten im relaxten Groove der Schellen-besitzende Rhythmus-Sektion.
Wäre Back to Moon Beach danach mit dem smooth schlurfenden, so liebenswürdigen Wilco-Cover Passenger Side und dem (leider nur als Bonus Track der Deluxe-Version aufgefahrenen,) nahtlos einverleibten Charlie XCX-Tribute Constant Repeat ausgeklungen, wäre diese nominelle EP eine absolut runde Angelegenheit und sogar ein heimliches Highlight der Vile‘schen Diskografie.
Stattdessen fällt die Interpretation von Dylan‘s Must Be Santa-Version nicht nur inhaltlich komplett willkürlich aus dem Rahmen, sondern gibt sich auch musikalisch skurril (als minimalistischer Synth-Pop mit halb-seriös nölendem Gesang samt schief gehauchter Unterstützung von Kurts Töchtern Delphine und Awilda und an der Grenze zur schüchternen Persiflage), derweil der (Watch My Moves)-Track Cool Water einfach nur ein relativ uninspiriertes, kaum nötiges Dacapo in einer Single-Version feiert. Was irgendwie nur zur Laissez-faire-Attitüde der EP passt.
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