Kryatjurr of Desert Ahd – Unbearable Nightmares of Heat and Desertification
Markov Soroka, der bei dieser Debüt-EP für den Mix und die Master-Arbeiten verantwortlich zeichnet, empfiehlt Unbearable Nightmares of Heat and Desertification des australischen Trios Kryatjurr of Desert Ahd.
Dass eben die Inszenierung des gebürtigen Ukrainers die eigentliche Gravitation dieser (ohne den Namen Soroka in den Credits wohl unter dem Radar durchgesegelten) Platte erzeugt, soll nicht unter Wert verkaufen, was „kryatjurr of desert ahd (vocal of suffer), zbhezhdjik of polariis (electronik and mechanik) und kluurja of no ending (guitars, drums, and fire)“ da für eine ekelhaft ineinander verschmolzene Brühe von atmosphärischem, rohen Black Metal in Lightning Ridge aufgegossen haben.
Sweat setzt als alptraumhafter Ambient den Ton, liefert Field Recordings aus einer modrigen Klaustrophobie, malt und schabt im cinematographischen Kammerspiel der Psychosen, wo ein Elektrorasierer in der okkulten Kanalisation zum Kahlscheren surrt, während die Haare gleichzeitig energisch mit wenig Wasser aus der Kopfhaut geschrubbt werden.
Im ansatzlos übernehmenden Unbearable Nightmares of Heat and Desertification kontrastiert sich ein weit im Hintergrund ballernder Blastbeat und sägende Gitarren aus dem Geflecht, fräsen kompetent standardisiert, doch die Transparenz und Dichte des Geschehens bleibt irritierend, nein sogar desorientierend, transzendental irgendwo. Die Genre-Normen sind so in Szene gesetzt, als würde man in den verbleichten Erinnerungen eines vertrauten Fremden in Zeitlupe hetzen, den sägenden Lo-Fi und stechenden Lärm als umsorgende Decke akzeptieren – oder als würde die Space-Subkategorie der Szene durch Eingeweide immer weiter in einen kranken Körper hineinwühlen.
In den letzten drei Minuten der Nummer zieht die Band die Zügel noch einmal gewaltig enger, ohne die verwaschene Fläche der primitiven, ungemütlich und garstigen Atmosphäre zu schneiden. Ahnungen von Melodien werden vom Strom mitgerissen – das Songwriting existiert hier schon, im nihilistischen Äther. Searing Winds of Endless Fire oszilliert schließlich fast schon catchy mit packendem Riff, straight und kraftvoll – wenngleich halt streng genommen kaum originär.
Am deutlichsten ist die eigenständige Handschrift der Akteure (abseits von Sorokas phasenverschobener Konservierung) insofern zu spüren, wenn sich das ganzheitliche, angenehm in sich geschlossene Unbearable Nightmares of Heat and Desertification im Ambient suhlt – wie im die Klammer schließenden Closer Ghosts of Rotting Ecosystems Haunt Our Refuge (Weltklasse Titel übrigens!), der dem Motiv des Openers eine kammermusikalisch hypnotisierende Ebene einflicht: Falsch machen Kryatjurr of Desert Ahd zum Einstand jedenfalls gar nichts, höchstens (noch) nicht derart unverwechselbar zu funktionieren, wie das mit angebrachtem Zukunftsoptimismus möglich sein könnte. Einstweilen hebt die tolle Atmosphäre und Soroka-Arbeit die Platte zwischen den Punkten liegend mit einem zugedrückten Auge zur Aufwertung – oder:
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