Kruelty – Untopia

von am 21. März 2023 in Album

Kruelty – Untopia

Kruelty beweisen mit ihrem Zweitwerk Untopia, dass die Kreuzung aus Hardcore und Death Metal nicht immer nach dem klingen muß, was man geneinhin mit Deathcore assoziiert.

Und was die ihre brutale Schneise mit wilden Mosh-Attacken, primitiver Ellenbogentechnik und harten Windmühlen-Kicks herrlich heavy und fett durch den Pit pflügende Kaskade inszenatorisch zudem macht, ist, um es gleich eingangs so nebenbei zu erwähnen, übrigens nahezu alles, was die Snare von St. Anger wollte.
Diese zwei Erkenntnisse serviert man aber quasi nebenbei, in erster Linie gibt es mit fast stumpfer Gewalt auf die Mütze. Nach einem kurzen, spirituell-ambienten Intro schleudern die Riffs und massiven Rhythmen jedenfalls zwischen betonierenden Grooves und rasenden Abfahrten und vielen „Ugh!“s, schlängeln das strukturell vogelfreie, achterbahnartige Songwriting in einen Moloch, das seine besten Momente hat, wenn es das zudringliche Brüllen mit zusätzlich verzweifelnd keifenden, fauchenden Schreien schattiert – und damit für markante Szenen in einem sonst wenig Varianz kennenden MO sorgt.

Unknown Nightmare gönnt sich etwa erst auf seine letzten Meter eine Hook und Harder Than Before ist als Wettkampf aus Tempo-Hatz und breitbeiniger Beatdown-Abrissbirne primär ästhetisch einprägsam. Selbst das tolle Riff von Burn the System mit seinem ballernd galoppierenden Punk-Spirit wird von der bügelnden Attitüde von Untopia praktisch nahtlos assimiliert.
Das führt dazu, dass sich beim Standard Reincarnation dann doch gewisse Ermüdungserscheinungen erkennbar machen – Kruelty scheinen drei Jahre nach A Dying Truth nichts neues mehr an den Tisch zu bringen (auch wenn man zwischen Nahverwandten wie u.a. beispielsweise Xibalba, Sanguisugabogg, No Zodiac, Volcano oder natürlich Terminal Nation mit extrem viel Schmackes serviert)  die unentwegten Prügel haben zu diesem Zeitpunkt der Platte eher eine betäubende Wirkung.

Ein Umstand, denn die fünf Japaner aber selbst registrieren, und dem folgenden Maze of Suffering nicht nur ein kurzes Intro spendieren, sondern die Nackenbrecher (mit erhöhter death-doomiger Kante) wieder um das nötige Quäntchen zwingender schleudern. Manufactured Insanity gönnt sich dann wieder knappe, fabelhaft manische Schattierungen, die sich nach einem feinem Twist-Finale in den abrupt abgewürgten U-Turn erst mit dem shoegazend-epischen Beginn des Titelstücks entladen, bevor der starke Closer hinten raus auch noch breitbeinig die Saiten heulen lässt und zu guter letzt theatralischer beschwörend gestikuliert.
Mehr solcher aus der Masse herausragender Phasen (oder ein bisschen straffer angezogener Fokus, der einige mäandernde Wege effektiver gemacht hätte), und die muskulöse Misanthropie der Band wäre nicht nur sehr gut: ständig lässt Untopia schließlich den Eindruck mitschwingen, es hier mit einer potenten Speerspitzen-Kombo zu tun zu haben, die ihre Qualitäten noch nicht in letzter Konsequenz auf den Punkt gebracht hat,, denen aber jede Sekunde der überragende Knopf aufgehen könnte.

Print article

Kommentieren

Bitte Pflichtfelder ausfüllen