Koyo – Would You Miss It?

von am 2. November 2023 in Album

Koyo – Would You Miss It?

Would You Miss It? Eine Frage, die man als Fan melodisch zum Post Hardcore schielendere Emo-Poppunk-Ohrwürmer – wie wohl auch die kleine, aber absolut illustre Gästeliste von Koyo! – mit einem klaren „Nein!“ beantworten sollte.

Schließlich mag das Debüt der seit 2020 veröffentlichenden (und u.a. aus ehemaligen Mitgliedern von SeeYouSpaceCowboy rekrutierten) Band aus Stony Brook zwar auf seine vollständige Spielzeit von kurzweiligen 32 Minuten (auch aufgrund der ein bisschen zu glatten, sauberer als bisheriges Material ausgeleuchtet in Szene gesetzten Produktion) nicht jeden Song wirklich individuell auseinanderdividieren, und zudem ganz grundsätzlich kaum originell nur nach altbekannten Zutaten gekocht sein, die man in ständiger Referenzlast von The Wonder Years über Taking Back Sunday bis hin zu Hot Water Music in ähnlicher Zusammensetzung kennt.

Doch muß das insofern nicht als rein negativ verstanden werden, weil praktisch jede Nummer von Would You Miss It? mit bittersüßer Melancholie und nostalgischem Blickwinkel im supercatchy, optimistisch aufbrechenden Drive zu einer ausfallfreien Stafette an Ohrwürmern zieht.  Da balgen sich Nummern wie das heavy antauchende You’re on the List (Minus One) oder das ergebende Life’s a Pill unmittelbar um die Position als vielversprechendste Single, es gibt knappe Hymnen mit Long Island-Prägung und Verbundenheitsgefühl („For anybody out there/ That knows just where I’m coming from/ To the ones that identify/ With the same fire in their eyes“), derweil schon der exemplarisch kraftvoll gespielte, energiegeladene Opener 51st State durch einen bremsenden Twist zeigt, wie viel Raffinesse eigentlich hinter der ganzen unkomplizierten Schmissigkeit steckt: Szene-Fans dürften wenige Platten  dieses Jahr öfter am Rotieren haben als Would You Miss It?.

Dennoch ist es symptomatisch für die tolle, aber nicht grandiose Qualität der Platte, dass die stärksten Szenen von durch die geladenen Gäste entstehen.
Wo sich das leidenschaftlich sehnende What’s Left to Say mit Movielife-Mann Vinnie Caruana die Komfortzone vor allem durch angenehme Schraffuren konturiert, kontrastiert Anthony DiDio (Vein.Fm, Fleshwater) zwischen ruhiger Einkehr und keifender Wut eine fabelhafte Intensität – und mit Daryl Palumbo bekommt Message Like a Bomb einen Killer-Refrain als Sahnestück auf eine Komposition, die das beste von Thrice gelernt hat.
Dass Koyo die Sache danach vergleichsweise unspektakulär entlang ihres gehobenen Standards verklingen lassen, trübt dennoch keineswegs die Freude über diese vielversprechende Talentprobe die man keinesfalls verpassen solle.

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