Koningsor – Death Process
Um das Erbe von Every Time I Die und The Dillinger Escape Plan anzutreten, sind alle Anwärter hinter Better Lovers von Haus aus nur zweite Wahl. Koningsor werfen ihren Hut mit Death Process dennoch in den Ring.
Derweil ja auch den zuletzt ein bisschen zu sehr auf Nummer sicher gehenden Norma Jean ein wenig Konkurrenzdruck nicht schaden kann, klingt Death Process sogar tatsächlich direkter im Fahrwasser der bis Radical triumphierenden Vorbilder aus Buffalo, als es 30 Under 13 tut – was natürlich per se für eine assoziativ schwierige Ausgangslage ob der hohen Fallhöhe sorgt.
Doch abseits der betont eklektischen, seine Einflüsse eine Spur zu unselbstständig vor sich her tragenden Verortung, machen Koningsor damit auch wenig falsch, reklamieren mit ihrer vierten EP vielmehr nicht zu Unrecht eine größere Aufmerksamkeit als Suavacado, A Quiet Panic und das selbstbetitelte Kurzformat von 2021 generieren konnten: der Eklektizismus wird optimiert, das Songwriting bekommt mehr Raum zu wachsen und dekliniert die Spielregeln des Genres mit erfrischend kompetentem Hunger, ohne für wirklich genialistisch aufblitzende Momente zu sorgen.
Paul Boudreaux (vocals), Josh Applekamp (bass, vocals), Blake Koningsor (guitar, vocals) und Andy Sadler (drums, percussion) ringen den melodischen Seiten des chaotischen Mathcore aber überdurchschnittliche Standards ab und bündeln kurzweilige 17 Minuten zu einer veritablen Hatz.
Vom griffigen Rubberdactyl weg kabbeln sich da vertrackte Rhythmen mit aggressiven Riffs, catchy Schraffuren und energiegeladen schreienden Vocals – nehmen sogar ein paar Gang-Shouts und Death-Schikanen mit, derweil End of an Error mit flirrende Saiten am Gaspedal explodiert und das Stakkato von Slow Creep mit apokalyptischem Abgrund-Panorama aufgeht, oder Bile Ritual seinen flehenden Refrain attackiert: strukturell ist das alles ebenso gut durchdacht wie impulsiv inszeniert, kraftvoll und präzise produziert zudem.
Und dann sind Koningsor auch noch schlau genug, hinsichtlich der übergeordneten Dynamik und des Spannungsbogens Amplituden zu schaffen – auch wenn dies ambivalent polarisieren kann: Tongue Cutter beginnt ruhig, beginnt im sphärischen Ambient mit Puciato’eskem, verträumt dramatisierenden Klargesang, bevor die Band zwischen Nervosität und bedächtiger Hymnik frickelt, und der Titeltrack gen Glassjaw zu manövriert, um den cheesy Deathcore in die Arme einer pathetischen Misery Signals-Hymnik zu legen. Was, wenngleich vorerst eben noch nicht an der Speerspitze des Erbguts agierend, eine potente Zukunftsaktie garantiert – wohlwollend aufgerundet bewertet:
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