Knoll – Metempiric

by on 28. Juni 2022 in Album

Knoll – Metempiric

Müssen Knoll spätestens jetzt, mit ihrem Zweitwerk Metempiric aufpassen, nicht primär als Full of Hell-Imitat abgestempelt zu werden – oder überzeugt die Klasse der von der Band hinausgeschossenen 34 Minuten ungeachtet dieser assoziative Nähe ?

Die Antwort auf beide Fragen ist im weitesten Sinne ein ebenso unmissverständliches „Ja!“, wie die Tennessee Grindcore-Gang Knoll sowieso weiterhin für schmutzige Fronten sorgt und das auf Interstice im Vorjahr bereits zu meisterhaft zelebrierte Spiel der höllischen Dynamiken weiterprovoziert.
Songs wie das abgrundtief hässlich ballernde, fauchend und keifend brüllende Clepsydra kochen all den unmissverständlich geprägten Hass und die Aggression bis zu psychotischen Riffs und Grooves in der Death-Zwangsjacke, doch sind Knoll auch weiterhin smart genug, um mit ständigen Akzenten die Aufmerksamkeit permanent herauszufordern: Felled Plume flimmert markant mit seiner verschobenen Gitarren-Dissonanz, guttural und hirnwütig, während die chaotische Abrissbirne Burgeoning Pillars auf blanke Brutalität setzt. Gild of Blotted Lucre ist ein gemeiner Adrenalin-Ausstoß mit Converge aufs Herz tätowiert, wo auch Marred Alb zur Bostoner Institution gniedelt, dabei die Tollwut aber mit epischen Panorama dorthin jagt, wo das variable Flux of Knowing kasteiend pocht, als würden Heuschreckenschwärme einem abwechselnd in Zeitlupe und -raffer das Fleisch von den Knochen schälen, und das massivere Whelm wie eine dämonische Dampfwalze zur Apokalypse rast.

In all diesen Szenen wachen die Tugenden von Full of Hell als immanente Säulenheilige des Sounds gefühlt allgegenwärtig über den Verhaltenskodex des Sextetts – spätestens auch, wenn The Dwelt Withe sich in den Ambient erbricht, als würde Dylan Walker in die Finsternis malen, oder Dislimned als Harsh Noise-Drone mit jazzig schriller Schraffuren die erste halbwegse Verschnaufpause im Wahnsinn anbietet.
Doch übernehmen Knoll mit Metempiric nicht nur die Tugenden der Idole ganz allgemein, sondern versuchen sie über ein starke Songwriting, eine mitreißende Performance sowie eine atemlose Intensität gewissermaßen auch im Speziellen weiterzudenken – quasi als angedeutetes Update zu Trumpeting Ecstasy, wenngleich die Ressourcen nicht erschöpfend oder überstrapazierend nutzend, sondern nur als Facette integriert: In Throe of Upheaval überzeugt eine traurige Trompete als psychotisches Gimmick, in Tether and Swine entfaltet diese sich monumentaler skizziert in einem Tempo-Rausch, der auf der Streckbank gematert wird und dann dissonant ausblutetet, bevor sich Of Troth to Atom mit Anlauf in die morastartige Nihilismus-Brandung wirft, in der auch Primitive Man ihren Doom-Menschenhass absondern und all diese elektrischen Ingredienzen im überlangen – achtminütigen – Tome kulminieren, das vom röchelnden Tarantelstich bis zum Dark Ambient den Charakter der Platte noch einmal in plättender Tragweite vermisst, gewissermaßen rekapitulierend das gesamte Gewicht von Metempiric in destillierter Form in die Waagschale wirft. Nachdem Knoll 2021 in der direkten Gegenüberstellung bereits Full of Hell ausgestochen haben, gilt es dieses Jahr schließlich, auch mit Gridlink und Cloud Rat zu messen.

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