Knoll – As Spoken

von am 2. Februar 2024 in Album, Heavy Rotation

Knoll – As Spoken

As Spoken: Knoll lösen mit ihrem Drittwerk gar nicht nur jene Versprechen ein, die die mit Interstice (2021) und Metempiric (2022) gegeben haben haben – weil sie sich, in die pechschwarzen Untiefen jenseits des Grindcore stürzend, ein gutes Stück weit neu erfinden.

Mit der (irgendwie doch nur wie eine logische, konsequente Entwicklungsentscheidung wirkenden) Überraschung, dass das Quintett aus Tennessee seinen Funeral Grind nun über weite Strecken vollends in den eine Art Blackened Disso-Death(grind) übersetzt hat, und dabei oft ausgerechnet Portal anstelle von Full of Hell oder Fawn Limbs als erste Referenzgröße herhalten darf, platzen Knoll nach einem düsteren Ambient-Intro im Titelsong praktisch unmittelbar hervor: die Blastbeats ballern tackernd, die Riffs schrubben psychotisch sägend, schleudern sich stampfend wie ein Hummelschwarm der Apokalypse.
Offering bremst sich danach kurz zu einem zäh abwärts fließendem Strom, eskaliert jedoch letztendlich schnell fauchend in einem irrwitzigen, manischem Tempo, bevor auch Wept Fountain zwischen den Modi Schnell und Irrwitzig walzt. Die Stimmung ist schwarz, Knoll haben ihre Ausdrucksformen einmal mehr mutieren lassen.

Wenn das hämmernde Revile if Light sich erst selbst als Mahlstrom überholt, um sich dann im Saxofon-Fieber aufzubäumen, erinnert das gleichermaßen an die Ansätze von Metempiric wie es vorzuführen, dass Knoll in der Evolution diesmal eine deutlich radikalere Konsequenz an den Tag legen. Passend dazu schieben die Amerikaner sich hier in ein avantgardistisches, doomigen Extrem, in dem die  Gitarren zur Alptraum-Fläche werden und das Schlagzeug die Trance schizophren pendelnd antaucht, um in ein klaustrophobisches Meer zu tauchen.
As Spoken fließt dabei wie aus einem Guss, verbindet seine Elemente zu jedem Augenblick fesselnd mit einer atmosphärisch dichten Homogenität, forciert mit zähnefletschender Aggression eine dringlichen Dynamik, die selbst den relativen Atempausen (wie etwa dem Harsh Ambient-Bindemittel Utterance, das Pharmakon – ohne Elektronik – ebenso gefallen wird wie dem röchelnden Dylan Walker oder Ethan Lee McCarthy) eine beklemmende Sogwirkung pflegt.

Unentschlossen wirkt die Band dabei nie. ahezu jede Justierung erweist sich als ergiebig, bevor mit dem so präzisen, infernalen Techgrind-Doppel aus Fettered Oath und Shall It Be ein fast zu abrupter Rausschmiss erfolgt, wiewohl die kompakte Spielzeit der Platte eher ein die Spannung hochhaltendes Entgegenkommen, denn eine auslaugende Bürde ist.
Egal ob Mereward wuchtig und garstig zum Sludge stackst, die Dissonanz mit stoisch repetierten Motiv schunkelt, um einen modrigen Wulst auszuspeien, oder die Suite aus Guardian Bind, Unto Viewing und Portrait vom Drone-Schrubben der Black Metal-Distortion einen praktisch nahtlosen Strom zu einer bedrohlichen, böse und majestätisch brodelnden Zeitlupe in den chaotischen Wirbelsturm provoziert, und den Exzess wieder zurück keift und greint: das nimmt in die Mangel, macht Lust auf Mehr, erschöpft aber nicht restlos. Und obwohl Knoll zwischen den Stühlen des Black Metal und Grindcore nie gänzlich anzukommen scheinen, hat As Spoken dennoch stets etwas definitives. Etwas, das über die Momentaufnahme hinausgeht, und mehr als die beiden Vorgänger an den zwiebelhaften Kern dieser eklektischen, assimilierenden Band vordringen kann.


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