Kings Of Leon – Can We Please Have Fun

von am 18. Mai 2024 in Album

Kings Of Leon – Can We Please Have Fun

Can We Please Have Some Fun kann durchaus als eine zynisch vom eigenen Schaffen frustrierte Aufforderung der Kings of Leon an ihr eigenes Anforderungsprofil verstanden werden. Und die Reaktion darauf als ihr bestes Studioalbum seit mindestens 2008.

Denn wo praktisch alle Platten nach dem die Diskografie bis heute ziemlich makellos eröffnenden Trio aus Youth & Young Manhood, Aha Shake Heartbreak und Because of the Times sowie dem Stardom-Gateway Only by the Night zwar besser als ihr jeweiliger Ruf es kundtat ablieferten, vor allem ein durchwachsenes Suchen nach einzelnen überzeugenden Song-Nadeln im ebenso pflichtbewusst wie medioker die Stadionbühnen bedienen müssenden Album-Heuhaufen waren, wollten die Followills Can We Please Have Some Fun als dezidierte Abkehr vom Post-Sex is on Fire-Arena-Ballast anlegen.
Insofern sind alleine die fetziger rockende Aufbruchstimmung Nothing to Do oder die so nahe, wie es der Band heute wohl noch möglich ist, zu ihren Southern-Wurzeln stampfende Verausgabung Hesitation Gen (wie auch der solide-redundante Filler Rainbow Ball) in Form gelungener Standards (aber eigentlich auch schwächere Songs der Platte) als Statements zu verstehen: die Kings of Leon wollen wieder unbeschwerter rocken und sich von den pathetischen Fesseln der Formatradio-Hit-Verbindlichkeiten ein Stück weit befreien.

Paradoxerweise reihen die Followills auf ihrem neunten Langspieler unter diesen Umständen so viele aufzeigend hängen bleibende, konsentauglich unterhaltende Szenen aneinander, wie lange nicht. Ballerina Radio baut sich über Synths schimmernd atmosphärisch auf und setzt seinen hymnisch angelegten Drive angenehm bodenständig ein, das etwas zu lang dauernde Nowhere to Run wechselt zwischen funky groovend und plätschernder Entspannung, ist aber in beiden catchy plätschernd. Actual Daydream tänzelt nonchalant und flüchtig durchs texanische Grenzland, das lebendige M Television ist mit sphärischen Anstrich treibend und Mustang hat als veritabler Hit einen groß ausholenden Refrain samt knackig auf den Punkt gebrachter Effektivität.
Dass all das noch besser wäre, wenn die Produktion von Kid Harpoon rauer und weniger glatt gebürstet wäre stimmt. Gerade die Rhythmussektion klingt nämlich phasenweise wirklich unangenehm synthetisch nach Plastik, während Can We Please Have Some Fun anderswo (vor allem im kontemplativ pluckernden Doppel aus Split Screen und Don’t Stop the Bleeding mit seinen feinen, aber vage betörenden Melodien) auf das verschwitzte Bandfeeling im Sound verzichtet und so anmutet, wie man sich ein mit elektronischen Hilfsmitteln gebasteltes Caleb-Soloalbum vorgestellt hatte.

Weil das Songwriting in all diesen Fällen aber noch überzeugender ist, als die Mentalität in der Musik, geht das dennoch mehr als klar – und man darf durchaus an die aktuelle Renaissance von Pearl Jam denken. Die Summe stimmt, die Rosinen sind keine Ausnahme mehr, sondern eine Selbstverständlichkeit.
Bevor das Finale mit dem entspannt schippernden Traumwandeln Ease Me On sowie der optimistischen Aufbruchstimmung Seen das konstante Niveau der Platte in ihrem sachten Wachsen wunderbar gefällig abrunden, bescheren die Kings of Leon ihrem neunten Langspieler keine herausragenden Über-Momente, aber ebenso eine konstante Kurskorrektur hin zu alten Stärken – und der Gewissheit, dass man entgegen aller Erwartungen tatsächlich doch noch auf Albumlänge eine milde stimmende Befriedigung – ja, irgendwo wirklich sogar schlicht und einfach: Spaß – mit der Familienbande Followill haben kann.

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