King Gizzard & The Lizard Wizard, Los Bitchos [13.03.2023: Gasometer, Wien]
Das erste Österreich-Gastspiel von King Gizzard & The Lizard Wizard wurde erst vom 29. Juli 2020 auf den 7.August 2022 und später auch nochmal um sieben Monate zurück verschobenen (und dabei zudem von der Arena-Freiluft-Show in den Gasometer hochverlegt). Da fällt eine weitere Viertelstunde Verspätung wahrlich nicht mehr ins Gewicht.
Bevor die Australier mit einem „Finally we are here!“ die Bühne um 21.15 Uhr entern, erledigen Los Bitchos ihren Job – während sich am oberen Eingang des Gasometers noch ordentlich Leute in zwei Schlangen stauen – als Support über den überschaubaren Erwartungen und machen live schlichtweg viel mehr Laune als auf Platte. Gerade wenn Las Panteras sich zum spielfreudig ausufernden Jam entwickelt und Tequila den Sack knackig zumacht, kommt das auf der Bühne personell erweiterte Quartett gut an, auch wenn knapp 40 Minuten letztendlich dann doch auch genug von dem weitestgehend instrumental gehaltenen Aufwärmprogramm darstellen.
Setlist:
Good to Go!
Lindsay Goes to Mykonos
?
The Link Is About to Die
Trapdoor
?
Try the Circle!
Pista (Fresh Start)
Las Panteras
Tequila
Ganz anders King Gizzard & The Lizard Wizard, die auch mit einem rund neunstündigen Livealbum im direkten Rückspiegel selbst nach zwei Stunden Machtdemonstation gerne einfach noch ewig weiterspielen hätten könnten: So eine unfassbar mitreißende Kurzweiligkeit und Spielfreude, wie diese Band sie von der ersten Sekunde an entfesselt, und selbst ohne Atempause nahtlos ineinander übergehende Stafetten aus überlangen Songs wie im Rausch verfliegen lässt, stellt tatsächlich die perfomancetechnische Messlatte für den aktuellen Rock’n’Roll-Zirkus dar und lässt auf die Frage, ob die Australier derzeit die beste Liveband des Planeten sein könnten, zumindest mit der Euphorie des Augenblicks eigentlich nur eine Antwort zu.
Vor der Bühne geht es von Rattlesnake weg um wie nur was, da ist richtig viel Bewegung im außer Rand und Band agierenden Publikum: klatschnass verschwitzte Menschen und ein einsames Plastik-Krokodil crowdsurfen um die Wette im wirklich unangenehm vollen, bestialisch heißen Gasometer (ach, wie schön wäre diese Show doch als Open Air in der tausendmal besseren Arena gewesen!), der soundtechnisch (bis auf einen etwas zu leisen Bass) überraschenderweise wirklich so ansatzlos überzeugend liefert wie selten. (Und dass die Securitys vorne immer wieder Wasser an das ebenso ausgelaugte wie unermüdliche Publikum verteilen, ist ein sehr feiner Zug!)
Der absolute, seine energischen Funken reibungslos überspringende Party-Exzess wird nur durch ein paar zu aggro auftretende Jungspunde im Pit und die wirklich absurde Zahl an Richtung Bühne geworfener Becher ein wenig getrübt. Und wer es nach dem Konzert eilig hätte, aus der Location zu kommen, muss dafür einmal mehr ordentlich Zeit einplanen.
Ansonsten gilt aber: Mehr Bock als an diesem Konzertabend geht live kaum.
Dazu ist die Setlist nicht makellos, allerdings über weite Strecken doch bockstark.
Der Rutsch aus Oddlife, Pleura und einem metallisch ausgedehnten und aufregend neues Material anteasernden Gaia-Monument (das beinahe aufwiegt, Gila Monster an diesem Abend nicht kredenzt zu bekommen) nimmt schon zu Beginn keine Gefangenen, bevor die I’m in Your Mind Fuzz-Riege herrlich bügelt (wenngleich andere Tour-Stopps ohne diesen Fokus subjektiv die noch geileren Setlisten hatten), gerade auch weil die Kraut-Elektro-Riege bis zu herrlichen Grim Reaper-Rap (mit Ambrose Kenny-Smith vor Klarinetten-Stu) homogen eingeflochten wird und das abschließende Drittel mit The Dripping Tap, Magma, Muddy Water und The River (samt Iron Lung-Krönung) absolute Sahne ist.
Über allem steht aber das überlebensgroße, in seiner „sexy“ Emotionalität unerreichte Work This Time mit seinem episch solierenden Finale und einem Joey Walker in Bestform: Gänsehaut! Nur mit dem extra langen Trip Shanghai vertändelt die Band ein bisschen das Momentum und nimmt Druck aus dem Abend. Was aber nur ein kleiner Schönheitsfehler ist: All die Wartezeit (in der die Band übrigens satte 8 Studioalben und 15 Live-Platten veröffentlicht hat) war es defintiv wert, das erste Konzert von King Gizzard in Österreich – rund dreizehn Jahre nach der Gründung der Gruppe – ist eine kleine Rock-Offenbarung.
Setlist:
Rattlesnake
Oddlife
Pleura
Gaia
I’m in Your Mind
I’m Not in Your Mind
Cellophane
I’m in Your Mind Fuzz
The Grim Reaper
Shanghai
Work This Time
The Dripping Tap
Magma
Muddy Water
The River
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