King Gizzard & The Lizard Wizard – Live In Sydney ’21
Butterfly 3000 steht bereits in den Startlöchern, davor gibt es allerdings mit dem audivisuellen Mitschnitt von Live in Sydney ’21 noch den wohl vorläufigen Abschied von den mikrotonalen Abenteuern der Australier.
Am 22. April im Enmore Theatre aufgenommen, erscheint Live in Sydney ’21 keine zweieinhalb Monate nach Live in Melbourne ’21 und teilt sich mit der Show auch den Fokus auf die Alben K.G., L.G. und Flying Microtonal Banana. Überschneidungen in den Setlisten gibt es dennoch nur einige wenige – nun spielte die Band quasi mehr oder minder weitestgehend jene Songs, die bei der Promotour im Februar ausgespart worden waren. Dazu gibt es anstelle eines Songs von Gumboot Soup kurzerhand zwei Nummern von Sketches of Brunswick East: eine flapsig-schillernde, regelrecht theatralisch verspielte Interpretation von The Book (samt elaboriertem Drumsolo) sowie D-Day, das nahtlos von Automation übernimmt und weiter zu einem bockstarken Some of Us übersetzen.
Überhaupt machen Ambrose Kenny-Smith (Harmonica, Keys, Vocals, Percussion, Guitar), Cook Craig (Guitar, Keys), Joey Walker (Guitar, Vocals), Lucas Harwood (Bass), Michael Cavanagh (Drums) und Leithammel Stu Mackenzie (Guitar, Vocals) einmal mehr wenig falsch: Wer sich bisher für die King Gizzard-Konzertalben-Flut seit dem vergangenen Jahr begeistern konnte, kommt auch bei Live in Sydney ’21 auf seine Kosten – dafür sorgen eigentlich alleine schon eine herrlich auf der Double Bass bollernde Metal-Version von Open Water neben dem auf zehn Minuten ausgedehnten Hit Straws in the Wind, das sich einen endlosen orientalischen Tabla-Einstieg gönnt, letztendlich aber sogar bis zur Western-Mundharmonika-Elegie fröhnt. Das kommt auf und vor der Bühne verdammt gut an.
Ab Oddlife macht sie Stimmung bei der Show macht aber sowieso richtig Bock auf hiesige Tourtermine der Australier, zumal die Nummer die Zügel hinten raus eng anzieht. Dass danach ein Abfall der Intensität und spannungstechnisch latenter Durchhänger spürbar wird (Nuclear Fusion groovt nach seinem grotesk überzogenen Einstieg irgendwann schon eine Spur zu leger, Ataraxia frickelt vertrackter ins Schlagzeug gelegt, franst aber als einziger Schwachpunkt aus) ist nur eine immer noch mit ordentlich Spielfreude ausgestattete Phase, die schnell untertaucht ist. Anoxia stackst stolz im Heavy Psych-Marsch und die hibbeligen Drums in Melting elektrifizieren eine sinister-komödiantische Noir-Leichtigkeit, orgeln fiepend funkelnd in die ausufernde Trance.
Noch furioser ist Supreme Ascendancy, bevor See mit vor shakender Energie vibrierend später alle Bremsen löst, und das Doppel aus The Hungry Wolf Of Fate und dem überlangen K.G.L.W. dann konsequenter denn je in die Gefilde von Konsorten wie Black Sabbath und Electric Wizard schielt.
Auch wenn der Fluß bis dahin im ersten Viertel noch ein wenig holprig ist und die Songauswahl in Live in Melbourne ’21 subjektiv minimal besser war, ist Live In Sydney ’21 im Ganzen dann eben doch ähnlich elementar. Trotzdem ist es erfrischend zu wissen, dass die Band nun stilistisch abermals weiterzieht – diese eineinhalb Stunden haben schließlich auch etwas erschöpfendes an sich, man wird diese Aufnahme mit ein wenig Abstand wohl deutlich mehr zu schätzen wissen, als es aktuell mit einem gewissen Übersättigungsgefühl der Fall ist (worauf die abschließende Wertung übrigens bereits zuversichtlich baut).
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