King Gizzard & The Lizard Wizard – Live In San Francisco ’16
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Anfang des laufenden Jahrganges hatten King Gizzard & The Lizard Wizard noch kein Livealbum am Konto, nun sind es mit (dem simultan zur Studioplatte K.G. veröffentlichten) Live in San Francisco ’16 bereits sechs an der Zahl.
Daher die (freilich aus nicht sonderlich mysteriösen Gründen abgesagte) Arena-Show im Sommer 2020 das erste Gastspiel der Australier auf österreichischem Boden hätte werden sollen, müssen die bisherigen fünf, allesamt im Jahr 2019 aufgenommenen Live-Mitschnitte als persönlicher Referenzwert herhalten – doch gemessen an diesen scheint es durchaus zu stimmen, dass man trotz aller konservierten Stärken tourtechnisch offenbar bereits 2016 mit Prime-Gizzard konfrontiert war.
Zumindest unterstreicht Live in San Francisco ’16 diese weitläufig grassierende These mit einer geradezu schwindelerregenden Dringlichkeit: Die versammelten 81 Minuten sind ein purer Rausch, ein nahtlos ineinander übergehender Jam aus dreizehn Ohrwürmern, der gerade im Vergleich zu Chunky Shrapnel (dem einzig anderen physisch veröffentlichen Konzertalbum der Band, welches nunmehr noch willkürlicher zusammengefügt anmutet) absolut atemlos durch eine homogenere Ausrichtung fegt. Jeweils fünf Songs der Setlist vom 25. Mai stammen von I‘m In Your Mind Fuzz und Nonagon Infinity, dazu je einer von Float Along – Fill Your Lungs, Paper Mâché Dream Balloon sowie Quarters!
Diese Kohärenz ist also ein zusätzlich Katalysator, lässt King Gizzard einen mitreißenden, fast fiebrig-hungrigen Spielwitz entwickeln. Die Performance ist absolut zwingend und treibend, geht permanent nach vor, sprudelt vom eröffnenden Robot Stop weg förmlich über, schwitzt im gerade eingangs ungebremsten Tempo. Das zündet auch deswegen derart distanzlos, weil das Publikum phasenweise überraschend prominent im Mix auftaucht und amüsante Tendenzen zeigt, wenn etwa zwei Drummer überraschen oder Brillen wiedergefunden werden, was die Stimmung und Authentizität mit einer räumlichen Unmittelbarkeit zusätzlich fördert.
So spitze San Francisco ’16 insofern über weite Strecken ohnedies ist, steht an diesem (soweit als wohl möglich) ideal konservierten Abend dann doch alles im Schatten von Head On/Pill, dem abschließenden 22 minütigen Exzess, der als anachronistischer Kaleidoskop-Rummelplatz zum so präzisen wie vogelfreien Medley wird.
Auch ohne selbst erlebte Erfahrung lässt das wohl beste King Gizzard-Livealbum des Jahres insofern bedenkenlos unterschreiben, was Stu Mackenzie diktiert: „2016 was peak tightness for Gizz. Around this time we were really into tightly composed sets, and the show was like one long song—everything linked, everything planned. We threw that idea out the window later on, but this live record is a great document of that moment in our collective psyche.”
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