King Gizzard & The Lizard Wizard – Live In Melbourne ’21
Wie klingen die beiden aktuellen mikrotonalen Abenteuer K.G. (2020) und das diesjährig nachgefolgte L.W. wohl auf der Bühne? Eine Frage, die man in hiesigen Breitengraden wohl vorerst exklusiv durch Live in Melbourne ’21 beantworten können wird.
So toll jedes einzelne der insgesamt auch schon sechs Livealben in den vergangenen Monaten auch war, haben sich gefühlt doch auch ein paar Ermüdungserscheinungen – oder eher: unfaiererweise mit jedem Mal etwas weniger Euphorie, als vielmehr Zufriedenheit seitens des Rezipienten – entlang der oft ähnlichen, von Infest the Rats‘ Nest durchzogenen Setlisten aus dem Jahr 2019 aufgetan – obwohl diese eher dadurch entstanden, dass die plötzliche Schwemme an Konzertmittschnitten eine bis 2020 leer gebliebene Nische im Katalog von King Gizzard nicht nur qualitativ, sondern auch quantitativ geradezu erschöpfend und irgendwann eben natürlich auch überraschungsarm fühlte; wiewohl diese irgendwann einkehrende Routine aber eher beim Hörer, als bei der Band selbst feststellbar war.
Also: frische Impulse tuen gut und frischer als Live in Melbourne ’21 geht kaum.
Aufgenommen am 26. Februar in der Sidney Myer Music Bowl in Melbourne, haben die eineinhalb Stunden das Momentum auf ihrer Seite, könnten aktueller kaum sein: Sieben Songs stammen von K.G., fünf von L.W., vier einer von Flying Microtonal Banana und einer Gumboot Soup – dazu das eher redundante Schlagzeug-Gejamme Fury, dem ohnedies noch ein latent in der Luft hängendes K.G.L.W. als zweites Intro hinten nach geschoben wird. Am anderen Ende erfüllt die Doom-Variante der Nummer nicht ganz die Hoffnungen, die man auf Platte in sie gesetzt hat, doch gilt auch hier, dass die Live-Versionen von L.W. jene der Studioplatte doch locker überholen – sie wirken hungriger und profitieren von der Spielfreude der Band.
In der kaum unnötig gesäuberten, nicht wirklich präzisen Soundqualität poltern die Drums und der rollende Bass, verleihen allen Facetten einen druckvolleren Groove. Alleine wieviel spannender Static Electricity nun klingt, wieviel Spritzigkeit hingegen auch All Is Known zeigt.
Ontology gönnt sich eingangs ein Schlagzeug-Solo, packt dann etwas schneller gespielt umso zwingender mit, bis am Ende ein hemmungsloser Gitarrensturm über die Nummer brandet. Rattlesnake lässt sich vom zügigeren Tempo mitreißen und strawanzt ausschweifend, ohne den Fokus zu verlieren. Die rockigere Kante steht Straws in the Wind dagegen nur bedingt, der Effekt auf der Stimme stört, die Texturen verschlingen dafür psychedelischer, wo nun das schmeichelnde Element gegen ein räudiges getauscht wurde – den Call and Response-Abgang gibt es gratis dazu. Das entschleunigte Billabong Valley liebäugelt dagegen mit Motiven von Rattlesnake und Sleep Drifter, während das freiheitsliebende Sleep Drifter dann widerum kurzzeitig Nuclear Fusion antäuscht und Honey vorwegnimmt.
Wie immer strotzt die Performance der Band jedenfalls vor Energie und Dringlichkeit, es kommt trotz des übergeordneten Konzepts der Mikrotonalität keinerlei Eintönigkeit auf. Und alle vermeintliche Müdigkeit den King Gizzard-Live-Pool betreffend ist freilich wie weggeblasen. Also immer her mit weiteren Mitschnitten!
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