King Gizzard & The Lizard Wizard – Live In Chicago ’23
King Gizzard & The Lizzard Wizard haben mit dem monolithischen Live At Red Rocks ’22 ein Konzert(e)-Album rausgebracht, nach dem in diesem Metier eigentlich nichts mehr kommen hätte müssen, nichts mehr kommen hätte können…und nun ist da mit Live In Chicago ’23 plötzlich der nächste Mega-Brocken.
Wahrscheinlich würde die subjektive Reaktion über diese insgesamt 341 Live-Minuten aus der größten Stadt in Illinois wohl ohne das vorangegangene Red Rocks-Manifest deutlich euphorischer ausfallen: der erst wenige Monate zurückliegende Monolith hatte schließlich über das Gefühl, einige der ultimativen Versionen mancher Songs einzufangen, alleine aufgrund seiner Masse ein solch erschöpfendes Volumen, das man noch lange, lange Zeit davon zehren hätte können.
Ein Urteil, das, sofern man aus diesem Umstand überhaupt tatsächlich eine momentane Gizz-Live-Übersättigung ableiten kann, in Hinblick auf die Wertschätzung von Live In Chicago ’23 jedoch spätestens mit ein bisschen Abstand relativiert werden sollte. Immherhin gelingen den Australiern die Dinge hier im direkten Vergleich höchstens weniger ikonisch, falsch machen sie aber wieder gar nichts: der Sound passt wie immer, die Perfomance ist gewohnt funkensprühend spitze, der Spielwitz resultiert in so, so vielen Highlights.
Beispielsweise ist da als wohl größtes Spektakel eine fast halbstündige Version von The River, die als veritable Grateful Dead-Hommage nahe der Ideallinie aufgeführt wird und den Jam-Charakter vieler überlanger Ausflüge der verregneten Chicagoer-Nächte aufs Podest stellt. Oder Gaia, das sich hier um Motor Spirit und The Great Chain of Being spannt, derweil all die erstmals auf einem Live-Album der Band für die Allgemeinheit zugänglich gemachten Metal-Songs von PetroDragonic Apocalypse (gerade in Gesellschaft der Thrasher von Infest the Rats‘ Nest) besonderen Dampf erzeugen. Die tatsächliche Premiere von Changes gerät dagegen eher ein bisschen unterwältigend, doch dafür gibt es Invisible Face erstmals zur Gänze oder Shanghai als Pop-Delirium. Ja, zu dieser Platte wird man in Zukunft noch verdammt oft greifen!
„Guys, this is gonna be one to remember“ sagt Ambrose Kenny-Smith (Harmonica, Keys, Vocals, Saxophone, Percussion) irgendwann und hat natürlich recht damit, mal wieder: Cook Craig (Guitar, Keys, Vocals, Synthesiser), Joey Walker (Guitar, Vocals, Synthesiser), Lucas Harwood (Bass, Synthesiser), Michael Cavanagh (Drums) und Stu Mackenzie (Guitar, Vocals, Flute, Keys) liefern an diesen aufeinander folgenden Tagen des 11., 12. und 13. Juni im The Salt Shed von Chicago einmal mehr mit einem süchtig machenden, extrem unterhaltsamen Mehrwert ab, der eigentlich nur die Frage stellt, wie eigentlich jeder (oder zumindest jeder als Mitschnitt veröffentlichte) Auftritt dieser Band sich so individuell und essentiell anfühlen kann.
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