King Gizzard & The Lizard Wizard – L.W.
L.W. ist King Gizzard & The Lizard Wizards Studioalbum Nummer 17; ist das Schwesteralbum zu K.G. von 2019; ist Explorations into Microtonal Tuning, Volume 3; ist schon wieder ein nonchalant aus dem Ärmel geschütteltes Stück Unfehlbarkeit.
Eine Erkenntnis, die sich diesmal allerdings nur mit einem Schritt zurück erkennen lässt. Immerhin ist L.W. auf den Erstkontakt eine enttäuschende Angelegenheit – mag der Opener If Not Now, Then When (der sich Eingangs im Jam sammelt, die Fäden des K.G.-Closers The Hungry Wolf of Fate und dessen Schwung nahtlos übernimmt, und dann als 70s Psychedelik am Rock orientiert quäkend stacksend bimmelt und fistelt, über seinem abgehakten Groove-Funk knödelt) auch noch so barrierefrei eröffnen und der Rahmen über das zeitversetzt veröffentlichte Doppelalbum mit dem Schlusspunkt (K.G.L.W. walzt das Intro seines älteren Schwesteralbums zum doomigen achtminüter aus, schielt als Highlight dreckig zu Electric Wizard Light und Konsorten) auch famos gesetzt sein.
Dazwischen aber lässt L.W. die markanten Ohrwürmer sowie prägnanten Hits aus und fühlt sich ein bisschen wie der weniger inspirierte Nachgeburt an, wie die ohne funkensprühende Melodien und Hooks auskommende Zugabe, die ihre Vocals zudem unspektakulär im Sound unterordnet.
Ein bisschen repräsentativ ist es also schon, wenn das ebenso vorsichtig wie schaumgebremst agierende Ataraxia als Schwachpunkt (und auffallenderweise einzige Joey Walker-Solokomposition) der Platte mäandernd nicht zum Punkt findet. Richtiger ist aber doch, dass sich mit ein wenig Abstand doch die Erkenntnis auftut, dass King Gizzard & The Lizard Wizard hier nun eben die Prioritäten und den Fokus geändert haben: Anstelle homogen verwobener individueller Highlights (die die Regel bestätigende Ausnahme bildet diesbezüglich übrigens das grandiose, auch textlich starke Supreme Ascendancy, das so frisch und hungrig mit asiatisch geprägter Hibbeligkeit das mikrotonale Muster der Platte mit motiviertem Songwriting antaucht, fuzzig über ziseliert über den verzahnten Bausteinen dröhnt) setzt die Band hier eher auf das Ganze, eine rockige Konsistenz und erzeugt ein kaleidoskopartiges Jam-Mosaik, das seine einzelnen Bestandteile wenig aufregend verschwimmen lässt, als Gesamtwerk aber wie ein kurzweilig unterhaltsamer Rausch vorbeizieht.
So sind O.N.E. (das lange als sedativ dösender Traum die Strukturen öffnet, bevor der zwischenmelodiöse Exotik-Aspekt durch den orientalisch tanzbaren Rhythmus installiert wird, sich die Nummer mit verführerischer Beiläufigkeit schlängelt und einnehmend ohne verbindlich zu packen oder ausgelassen zu werden schäkert) und (das ein bisschen enger stehende, ohne wirklich Druck zu machende) Pleura solide Singles und kompetente Herolde, die auch vorwegnehmen, dass King Gizzard mit dem dritten Album des mikrotonalen MO wissentlich niemandem mehr etwas beweisen müssen.
Weswegen es zwar toll ist, wenn Static Electricity also beschwingte Mysthik auftritt, sobald ätherische Schwaden über die flotte Rhythmik geistern und die Nummer hinten raus wie eine freundlich-okkulte Party zwanglos und gelöst flaniert, East West Link im Tempel joggt oder See Me am türkischen Basar als Fahrstuhl-Muzak bimmelt – es wirkt nach den beiden ästhetischen Vorgängerplatten nur nicht restlos essentiell, wenn L.W. als konzeptuelles Komplementärwerk zu K.G. die Diskografie der Australier mit hypnotischer Schrulligkeit weniger bereichert, als vielmehr zuverlässig auffüllt, aber wohl erst live seine eigentlichen Stärken zeigen wird.
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