King Gizzard & The Lizard Wizard – Chunky Shrapnel
Ihre demnächst anstehende Tour (inklusive erstmaligen Österreich-Gastspiel) mussten King Gizzard & The Lizard Wizard (wie so viele andere Bands) im Jahrgang 2020 canceln. Dennoch mangelt es dieser Monate auch durch Chunky Shrapnel nicht an Live-Material der Australier.
Im Gegensatz zu dem Trio Live in Brussels/ Adelaide/ Paris ’19, welches ja Spenden für die Anfang des Jahres grassierenden Buschfeuer in Australien sammeln sollte, handelt es sich bei Chunky Shrapnel jedoch geradezu profanerweise um den Soundtrack zur gleichnamigen Tourdoku – dessen Premiere in der Hoffnung auf eine alsbaldige Wiederaufnahme des regulären Kinobetriebes nach einigen wenigen streambaren Digital-Screening übrigens verschoben wurde.
Wo diesmal ein Quasi-Best of der Band entlang der 2019er Shows in Madrid, Luxemburg, Utrecht, Manchester, London, Mailand, Brüssel und Berlin zusammengetragen wurde, spricht es dabei durchaus für die Kombo, dass ungeachtet einiger Überschneidungen in den Setlisten trotz vier in derart kurzer Zeit veröffentlichter Livealben kaum ein Übersättigungsgefühl entsteht, was den psychedelischen Heavy Rock und die King Gizzard-Präsenz angeht.
Zwar mag die unbedingte Euphorie über die Platte durch die Masse an ähnlichen Releases in den Monaten freilich doch ein wenig abgeflacht und das Momentum zu Gunsten des guten Zwecks aufgegeben worden sein, doch fällt beim Suchen von Haaren in der Suppe eher ins Gewicht, dass die Stücke auf Chunky Shrapnel aufgrund der zusammengeklaubten Form des Soundtracks weniger nahtlos ineinander übergehen, der Fluß auch aufgrund zahlreicher instrumentaler Interludes nicht so atemlos ist, wie auf den bisherigen drei Livealben des Jahres.
Wah Wah oder der ätherische Lavalampen-Ambient von Quarantine (…äh…sic?!) sind ebenso eher der Atmosphäre zuträglich wie der retrofuturistische Score von Anamnesis oder der halluzinogene Appendix von Planet B, während das (in Brüssel) nirgendwo notierte Parking als rumpelnd-rollendes Solo die Künste von Drummer Michael Cavanagh in die Auslage stellt.
Das alles ist jedoch kein Thema, wenn die extrem kurzweiligen 77 Minuten der Platte anderenorts die Essenz vieler Nummern nahe am Optimum destillieren – gerade im Rahmen: The River steigt anders in das Set, als die thrashigen Beginne der restlichen Platten, die ja gerne über Songs von Infest the Rats‘ Nest sofort auf Betriebstemperatur eskalierten – Chunky Shrapnel tut dies erst später, wenn Road Train mit atemloser Dringlichkeit und rasanter Heavyness losballert, oder Venusian 2 so lange am tollwütigsten rattert, bis Hell noch furioser von Tarantel gestochen drangsaliert.
Aber The River nimmt sich zuvor viel mehr Raum für eine entspannte Lounge-Zeitlosigkeit, groovt im Space-Trip so locker und gefühlvoll, setzt sich langsam in Bewegung, verselbstständig sich aber rasant und unaufhaltsam als 70s Jam-Rock im Sog und Rausch. Am anderen Ende wächst A Brief History Of Planet Earth als Äquivalent sogar zu einem 19 minütigen Ungetüm, das praktisch mühelos bis zum Country und Heartland-Americana flaniert, den Exzess aber vor allem zur Transzendenz treibt.
Noch besser ist da nur, wenn Murder of the Universe rezitierend in der ungeschliffenen Sound-Kulisse einer verschwitzten Produktion zum Fiebertraum über der Studioversion wird oder das von Ambrose gesungene Let Me Mend the Past relaxte Pop-Perfektion bietet. Und Chunky Shrapnel nicht nur dann zumindest für Fans ziemlich unverzichtbar und essentiell zündet.
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