Kim Gordon & Model Home – Razzamatazz
Nachdem Kim Gordon dem Duo aus Washington D.C. erst vor wenigen Monaten Rosen gestreut hat, revanchieren sich Model Home als kreative Katalysatoren und erschließen für die Sonic Youth-Ikone mit der Single Razzamatazz den Level nach The Collective.
Die seit 2018 eine schier uferlose Produktivität an den Tag legenden Model Home (alias NAPPYNAPPA und p cain) fackeln bei einer derartigen Steilvorlage nicht lange und wissen genau, wo sie ihre abstrakten Hebel am Experimental Rock/ Avantgarde Elektronik/ Industrial Hip Hop-Konstrukt von Gordon ansetzten müssen, um jene zusätzlichen Reize zu setzen, die The Collective auf Platte letztendlich im Verlauf irgendwann fehlten.
Skelettiert entfremdete Gitarren wandeln in Razzamatazz also nun wie vom Drone zerfressene Erinnerungen an Americana und Roots-Motive, während der schnipselnde Downbeat in Zeitlupe wummert und pulsiert. Gordon rezitiert dazu, haucht und halluziniert, im Hintergrund beschwören Model Home derweil schizoid in Rap-Nähe ein zweites Szenario im schrammelnden Unrat. Trap-Schnipsel rasseln, Grime–Zeilen schielen zum Dub. Razzamatazz ist ein bisschen verstörend und gleichzeitig verrucht faszinierend, extrem atmosphärisch und auf transzendente Weise groovend. Eine diffuse Trance im bipolaren Delirium. Musik für den Lost Highway. Und ein Highlight für Gordons Solo-Diskografie.
Danach weiß man nicht, was angesichts dieser für Spannung sorgenden Synergie wünschenswerter erschiene: Eine komplette Kooperations-Platte der 71 jährigen und ihrem Produzenten Justin Raisen mit den kongenial arbeitenden Model Home-Duo als kreative Reibungsfläche – oder gleich ein Kollaborations-Kaleidoskop, wie Algiers es zuletzt zu stemmen versuchten? Externe Impulse scheinen es jedenfalls sicher zu sein, die dem Sound von Gordon über die eigene Leistungsgrenze hinausführende Impulse geben dürften.
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