Kevin Costner and Modern West – Tales from Yellowstone
Während die dritte Staffel der Taylor Sheridan-Serie derzeit wieder für verdammt ordentliche Quoten sorgt, will Hauptdarsteller Kevin Costner offenbar auch als Musiker und Vorstand von Modern West einen Teil vom Kuchen. Tales from Yellowstone fordert diesen durchaus solide ein.
Und zwar auf die selbe Art, die Hollywood-Actor wie Kiefer Sutherland gepachtet haben, wenn sie zutiefst typischen, konservativen Country und Americana aus dem auf Nummer Sicher gehenden Baukasten, mit viel handwerklichem Können im unterstützenden Profi-Rücken, aber keinem kreativen Genie davor abrufen. Tales from Yellowstone ist insofern versiertes Genre-Einerlei, routiniert und kompetent, vorhersehbar und befriedigend, rund um das erwartbar aufgefächerte Instrumentarium inklusive Fidel, Mundharmonika, Slide-Gitarren und akustischem Lagerfeuer arrangiert. Austauschbare Stangenware vielleicht, die als solche aber wirklich gut funktioniert und der man höchstens vorwerfen kann, dass sie nach dem rundum angenehm beiläufigen Konsum alsbald wieder weitestgehend vergessen ist und auf emotionaler Ebene kaum Tiefenwirkung erzeugt – abseits davon eben per se jedoch auch wenig falsch macht.
Gleich zu Beginn steckt Tales From Yellowstone sein mögliches Spektrum dabei einnehmend ab, wenn Poison in my Heart besonders gefühlvoll und intim die meist nahbare und ruhige Grundausrichtung der Platte vorwegnimmt, Heavy Like the Rain mit seinem sanften Rhythmus und sphärisch gehauchten Backingstimmen oder das kräftiger rockende The Man I Am und später auch Feeling Like the Last Time (ein Schelm wer behauptet, dass da stimmlich im Studio nachgeholfen wurde!) allerdings auch zeigen, dass Modern West ausnahmsweise für ein wenig verkraftbaren Druck enger zusammenrücken können.
Atmosphärische Instrumental-Interludes wie You Won’t See It Coming sind für die Stimmung zudem zuträglich, der Streicher-Kitsch hält sich weitestgehend auf Hymn of the Unrepentant konzentriert auch schön ausbalanciert in der Waage. Wenn zudem Lily Costner im fragil gezupften Morgentau Heaven’s Gate, John Coinman im lässigen Better Let Somebody Love You (Beth’s Song) oder Teddy Morgan im düster-elektrifiziertes schleichenden Chain-Gang-Blues Halfway Home auftauchen, lockert dies die Bandbreite zusätzlich auch.
Und ja, deswegen wäre Tales from Yellowstone an sich durchaus eine wenig spannende, aber grundlegend abliefernde Angelegenheit geworden – schießt sich aber mit seinen phasenweise vor ausgelutschter Klischee-Banalität kaum auszuhaltenden 08/15-Lyrics immer wieder selbst beinahe in die Kniescheiben. Richtig ärgerlich ist das bei Stücken wie The Killer (mit Jaida Dryer), wenn die Platte in ihrer harmlosen Sauberkeit dadurch auch einen Gutteil ihrer potenziell durchaus vorhandenen Authentizität beraubt und unter Wert verkauft wird.
Letztendlich ist dieses gravierende Manko in the middle of the road egal – das anvisierte Klientel bekommt mit Tales from Yellowstone, was es erwartet.
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