KennyHoopla & Travis Barker – Survivors Guilt: The Mixtape//
Wollte KennyHoopla nicht erst Anfang des Jahres nicht eine längere Auszeit nehmen, um sich auf seine Mental Health Issues zu konzentrieren? Nun prostituiert er seine eigenen Stärken auf Survivor’s Guilt: The Mixtape// jedoch erst für Travis Barker.
Der mittlerweile gefühlt hinter jeder Ecke lauernde Blink-182-Drummer schnappt sich nach beispielsweise dem Jason Aalon Butler-Retortenprojekt The Fever 333 jedenfalls den nächsten Protege und macht, was nur wenige – wie Run the Jewels etwa – mit genügend Gewicht verhindern können: Er bürstet eine musikalische Identität mit dem Sound seiner Stammband rund um das patentiert komprimierte Schlagzeug glatt und gleichförmig, lässt jeden Song direkt in den Poppunk steuern und im konkreten Fall von Survivor’s Guilt: The Mixtape// nur noch wenig von den Emo und Indie Rock-Tendenzen über, mit denen Kenneth La’Ron alias KennyHoopla in den vergangenen zwei Jahren für Aufsehen sorgen konnte.
Nach dem eröffnenden Hit (was für ein penetranter Ohrwurm!) Silence Is Also an Answer// (der im viel zu oft wiederholten Refrain Ferris Bueller auf Humor reimt und ein paar Alibi-Screamo-Attitüden durch den Hintergrund scheucht) klingt praktisch jeder Song an der zugänglichen Baukasten-Formel konzipiert zugänglich, catchy, konsumfertig, ungefährlich-plastikartig – aber auch schlichtweg identisch und natürlich anhand marktwirtschaftlicher Überlegungen konstruiert.
Weswegen man schnell auf Durchzug schaltet. Hängen bleiben eher die qualitativ nach unten zeigenden Amplituden. Das Titelstück Survivor’s Guilt// schreit ein bisschen zu Bert McCracken und den früher 00er-Jahren, blamiert sich mit Growls und ist trotzdem wie alles hier vor allem Party und Unterhaltung. Die Single Hollywood Sucks// überzeugt mit mehr Tempo und irritiert mit besonders idiotischen Lyrics (auf einer mitunter ohnedies arg zum Stirnrunzeln verleitenden Platte), während der Übermut in Inside of Heaven’s Mouth, There Is a Sweet Tooth// wenig authentisch anmutet.
Alles aber immer noch besser, als wenn 9-5 (Love Me)// schwüle Synthie in den Pathos schickt, Streicher-Galle und Vocoder-Vocals in das Getümmel wirft. Als gefühlte Blink-182 (etwa rund um die Jahrtausendwende)-Resterampe mit prominentem KennyHoopla-Feature beraubt Barker den 23 jährigen jedenfalls weitestgehend seiner Identität und Persönlichkeit, wiegt dies aber nicht mit entsprechend guten Songs oder individueller Synergie auf. Daran, dass man den Senkrechtstarter weiterhin auf dem Radar behalten wird, ändert dieser (womöglich eh nur so kurzfristige wie aufmerksamkeitsfördernde) Fremdgang aber vorerst wenig.
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