Keiji Haino & Sumac – Into this Juvenile Apocalypse our Golden Blood to Pour Let us Never

by on 15. Oktober 2022 in Livealbum

Keiji Haino & Sumac – Into this Juvenile Apocalypse our Golden Blood to Pour Let us Never

Wie schon sein 2019er-Vorgänger (Even for just the briefest moment Keep charging this “expiation” Plug in to make it slightly better) ist auch Into this juvenile apocalypse our golden blood to pour let us never eine – am 21. Mai 2019 im Astoria Hotel der East Hastings Street von Vancouver –  live aufgezeichnete Spontan-Kommunikation von Sumac und Keiji Haino.

Der vor Publikum mitgeschnittene Weg erweist sich vier Jahre nach dem gemeinsamen Debütalbum (American Dollar Bill – Keep Facing Sideways, You’re Too Hideous to Look at Face On) auf der dritten Zusammenarbeit von Aaron Turner, Nick Yacyshyn und Brian Cook mit dem japanischen Experimental-Enfant terrible abermals als instinktiv funktionierender Zugang zu den Jam-Sessions der beiden Parteien.
It’s an unfiltered and undoctored document of a specific moment in time. There are equipment failures. There are ideas left dangling in the ether. There are the technical handicaps of recording in a dingy hotel dive bar in a bad neighborhood as opposed to the optimal acoustics of a proper recording studio. But there is also an electricity in the air, and a continuous sense of creative elation and goosebump-inducing inspiration. It’s an hour-long exercise in seeking out happy accidents and reveling in the wreckage.“ weiß der Beipackzettel, vergisst dabei aber zu erwähnen, dass Into this juvenile apocalypse our golden blood to pour let us never auch die bisher wohl – Achtung, absolut relativ zu verstehen! – zugänglichste Kooperation von Haino und Sumac darstellt.

Gleich das delirant im mysteriösen Zwielicht pendelnde When logic rises morality falls Logic and morality in Japanese are but one character different mäandert schließlich geradezu versöhnlich im atonal einladenden Schwelgen. Das jazzig suchende Schlagzeug hält die diffusen Gitarrenfiguren und die klaffenden Geräuschkulisse nur notdürftig zusammen, die Interaktion driftet gar immer weiter in Soundschleifen ab, wird unkonkreter und entfaltet sich auf imaginativer Ebene, nachdenklich sinnierend. Selbst wenn Haino irgendwann aus dieser Introspektive herausschreit, torpediert er den grundlegend melancholischen Ton der Nummer nicht, sondern findet er eine gemeinsame verzweifelte Sehnsucht, während sich das Quartett nostalgisch schimmernd erfüllt in die sanfte Brandung legt.
A shredded coiled cable within this cable the sincerity could not be contained darbt die Verstärker am Feedback reizend und fiepen lassend, kreischt und faucht ohne aufzuplatzen. Ein Juckreiz, der irgendwann wie eine Kriegserklärung klingt, auf der Turner wie eine manisch brüllende Walküre zur Psychose keift, derweil die Elektronik knistert, das Kollektiv dissonant gegen den Strich gebürstet wieder einem groovenden Wellengang frönt.

Man kann sich als Hörer soviel anstandsloser in die Gebilde der beiden verschmelzenden Parteien fallen lassen, unverkrampft in ihre die Ideen und Welten eintauchen, die gewachsene Bandbreite des Spektrums besser schätzen.
Im Titelstück werden mutmaßliche Klaviertasten, die vergilbt aus der Vergangenheit hallen, zu schneid-schrammenden, in der Gegenwart schneidenden Gitarren, die einen geduldig fließenden Rausch erzeugen. Elementar ist, dass der Bass unter dem Krawall subversiv an der Hand nimmt, einen hypnotischen Sog erzeugt. Because the evidence of a fact is valued over the fact itself truth??? becomes fractured ist danach sogar schlichtweg schön, eine im Ambient lauernde bezaubernde Ahnung, die ohne die prätentiöse Spoken Word-Darbietung von Haino bereits ab dem ersten Drittel wie eine verträumte Annäherung an den Kosmos von Grouper wirken würde, bevor man am offenen Meer zur sphärischen Prärie von Earth und Grails treibt.

Das Doppel aus That fuzz pedal you planted in your throat, its screw has started to come loose Your next effects pedal is up to you do you have it ready? (in dem der Atmospheric Sludge keuchend und klampfend erstaunlich kompakt am Noise Rock schrammt und am Ende die rhythmischen Zügel gar hibbelig noch enger zieht) und That ‘regularity’ of yours, can you throw it further than me? And I don’t mean ‘discarding’ it (ein kurzer Appendix als Freude an der apokalyptischen Dystopie des Lärm-Scores) wirkt jedenfalls wie ein Nachbrennen der Komfortzone, ein konzentriertes Schaulaufen. Das Vertrauen der Musiker zueinander ist auf dieser dritten gemeinsamen Platte im direkten Vergleich zu American Dollar Bill – Keep Facing Sideways, You’re Too Hideous to Look at Face On so merklich gewachsen, man lässt sich mit blindem Verständnis aufeinander ein, wagt sich weiter hinaus und bedient die Kernkompetenzen gleichermaßen effektiver. Was Into this juvenile apocalypse our golden blood to pour let us never in Summe auch zur bisher befriedigendsten Ausgabe der Synergie-Serie macht.

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