Kavinsky – OutRun
Vincent Belorgey alias Kavinsky hat sich mit seinem ersten Studioalbum lange genug Zeit gelassen, um den Hype um Drive bzw. ‚Nightcall‚ abklingen zu lassen. Trotz dieses charmanten Schachzuges muss sich ‚OutRun‚ natürlich dennoch an seinem herausragendsten Song messen lassen. Und seinen Vorbildern.
Um es vorwegzunehmen: an dem Prüfstein der heroischen Drive-Nummer ausgerichtet scheitert ‚OutRun‚ – natürlich – zwangsläufig. Allerdings eben auch an den Erwartungshaltungen, bewegt sich das Debütalbum des 38 jährigen Franzosen unter seinem bereits 2005 erschaffenen Alter Ego doch auch abseits von ‚Nightcall‚ präzise entlang seiner Grundausrichtung zwischen zeitgenössischer House Musik der Marke Ed Banger und tief in den 80ern verwurzelten Zügen amerikanischer Elektro-Soundtracks. ‚OutRun‚ ist also gleichermaßen geprägt von den Förderern Daft Punk wie Giorgio Moroder; ist sosehr der Score zu neonfärbige Nachtfahrt durch Nicolas Winding Refn’s Drive wie Sonnenuntergangszenario in Miami Vice, eine pushende Fahrt im Midnight Train und mehr Grand Theft Auto: Vice City als GTA 4. Die Bässe wummern tief, die Synthesizer breiten sich aus, Sequenzer flimmern, Keyboardtasten schwelgen, E-Gitarren heulen sehnsüchtig aus der Konserve. Wer hierzu nicht lieber stilvoll in die Ferne blickt, darf sich der atmosphärisch dichten Tanzbarkeit hinzugeben versuchen.
Oder sich in die krude Konzeptgeschichte hinter ‚OutRun‚ – natürlich eine Verneigung vor dem Sega Titel von 1986- vertiefen: der Protagonist verschmilzt mit einem Ferrari Testosterossa („On a thunderous night along a ragged coast, a mysterious red car came down„) um ein Elektromusikproduzent zu werden…oder so ähnlich. Soweit jedenfalls also zur Ausgangslage, in deren Rahmen illustre Gäste rund um den in Studio aushelfenden SebastiAn die spleenige Geschichte weiterspinnen: Havoc von Mobb Deep formt ‚Suburbia‚ den Möglichkeiten folgend wenig tiefgründig („I cut these fools like pizza pies with extra cheese„)zu einem stampfenden Hip Hop Stück, Tyson zelebriert ‚First Blood‚ als pathetischen Gospel mit breitbeiniger Pose nahe des zweiten Gnarls Barkley-Albums. In ‚Roadgame‚ glühen die Streicher dann episch auf und zu ‚Nighcall‚ wurde praktisch ohnedies schon alles gesagt.
‚OutRun‚ kann unter seiner eleganten Fassade, mit seinem vorgetragenen Intro (‚Prelude‚) und Outro (‚Endless‚) eine außerordentlich cheesy Angelegenheit wahrgenommen werden, als clubtauglichere Verlängerung vom Italo-verliebten Electrorock der Chromatics, als durchwegs gelungener Appendix von ‚Nightcall‚. Jedoch eben auch als wenig eigenständiges Rippoff von etablierten Kollegen (alleine ‚Rampage‚ ist eine einzige Dreistigkeit Justice gegenüber), was dem an sich stimmigen Werk dann auch am ehesten die Luft aus den Segeln nimmt: da machen zahlreiche Landsmänner von Vincent Belorgey seit Jahren nahezu exakt das selbe wie der ehemalige Geheimtipp aus Paris, meistens aber eben origineller. Dieses Manko außen vor gelassen funktioniert das aus zahlreichen vorab bekannten Songs zusammengebaut ‚OutRun‚ als Soundtrack für die eigene stylishe Odyssee durch die Nacht trotzdem außerordentlich stimmungsvoll.
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