Kathleen Edwards – Voyager
Kathleen Edwards als Courtney Love des Country? Eher nicht – doch fest steht: Dank ‚Voyager‘ hat Edwards nicht nur neues Glück in der Liebe, sondern findet auch eine nicht so überfüllte Nische für ihren Country. An beiden beteiligt: Bon Iver Kopf Justin Vernon.
Dieser hat der Kanadierin während der Aufnahmen zu ihrem nunmehr vierten Album nicht nur liebestechnisch den Kopf verdreht, sondern im Studio auch die richtigen Knöpfe gedrückt: Als Produzent brachte er sich dabei selbst als Backgroundsänger ins Spiel wie auch Norah Jones, Stornoway-, Megafaun– oder Peter Wolf Crier- Musiker als Gäste zu den Aufnahmen mit. Die namhafte Schar tummelt sich auf dem fertigen ‚Voyager‚ jedoch zurückhaltend in der hinteren Reihe und betrachtet aus der Ferne, wie Kathleen Edwards ihren Mix aus Country und Americana auf eine neue Ebene zu heben versucht. Ein Unterfangen, dass über weite Strecken bezeichnend gut gelingt, in den entscheidenden Momenten allerdings zu traditionell verhaftet an der Grenze zur Belanglosigkeit dahintümpelt.
Dass sich Edwards 2011 von ihrem Lebensgefährten und langjährigen musikalischen Weggefährten Colin Cripps getrennt hatte um schnurstracks in den Armen von Bon Iver Frontmann Justin Vernon zu landen, erweist sich nun als der große musikalische Glücksfall wie als Stolperstein für ‚Voyager‚: Vernon zieht Edwards Country hinaus in die Natur, transzentiert die versammelten neun Songs mit einem unwirklichen Soundgewand, welches schon ‚Bon Iver‚ als zwischen den Welten schwimmendes Kuriosum erstrahlen ließ. Dass dies jedoch nicht annähernd gut gelingt wie aufs Vernons eigenen Alben – man kann es ahnen – liegt an Edwards und ihren Songs. Diese stehen zu fest im Leben um märchenhaft entrückt zu erschienen, können ihre Ursprünge zu selten vergessen und verweilen unschlüssig zwischen den Welten.
‚Empty Thread‚ schunkelt charmant als zahmer Folkrocker an Nashville vorbei, während ‚Chameleon/Comedian‚ sich traumhaft schön in seiner Produktion zu verlieren droht. ‚Mint‚ hat den Blues und zuviel Sheryl Crow gehört, ‚A Soft Place to Land‚ könnte mit strammen Drums und zähnezeigend weicher E-Gitarre hingegen durchaus als ‚Bon Iver‚-Outtake durchgehen. Überhaupt bleibt Justin Vernons Präsenz die einzig spürbare auf ‚Voyager‚ abseits von Kathleen Edwards selbst – die Songs atmen unter der dichten Produktion ohne erdrückt zu werden, dürfen sich jedoch nur an der Leine austollen und wofür der namhafte Besuch gekommen ist, bleibt ungeklärt. Wann immer sich die Songs zusehr aus bekannten Gefilden zu verabschieden versuchen, scheint Edwards kalte Füße zu bekommen und hievt auf die Herzschmerz-Kompositionen eine allzu gehörige Anzahl Countrystigmata, lässt ‚Voyager‚ so über weite Strecken im Niemansland der Egalität dahintriften, verliert sich in Kompromissen und Gleichförmigkeit. Schlußendlich ist das vierte Edwards Album so jedoch nur ein gelungener Schatten seiner Möglichkeiten – wenn auch freilich ein bezaubernder.
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