Kasabian – Happenings
Happenings als banaler Konsens mit viel Auftritts-, aber wenig Reibungsfläche: 20 Jahre nach ihrem bis heute rundum tollen Debütalbum leben Kasabian für ihr gefühltermaßen zweites Zweitwerk betont massentauglich auf.
Zwei Jahre nach dem Reboot ohne Tom Meighan durch The Alchemist’s Euphoria wollen Serge Pizzorno und seine Gehilfen mit einem niemals weggewesenen, nun aber wieder selbstverständlich nach Mehr strebenden Selbstbewusstsein das Einzugsgebiet ihres Publikums demonstrativ vergrößern und legen ihren Sound plakativ wie selten zuvor am ebenso eingängigen wie oberflächlichen Dance Pop an.
Darkest Lullaby oder Coming Back to Me Good stampfen so mit relaxter Partystimmung zwischen Hard-Fi, Dua Lipa und Maroon 5, lassen als synthetischer Eklektizismus weitestgehend jedes Band-Feeling zurück, entspannen sich dafür mit tanzbaren Streichern aber sommerlich im Formatradio. Das ist nichts, was man von Kasabian unbedingt hören wollte – aber in Ordnung geht das doch in gewisser Weise. Denn griffige Melodien und hymnische Tendenzen kann die Band einfach.
Was diesmal oft aber augenscheinlich als ausreichende Qualität betrachtet wurde, um keine Sorgfaltspflicht in der Tiefenwirkung mehr vornehmen zu müssen, sondern das Plansoll so schnell als möglich abzuhaken. Das dösende G.O.A.T adaptiert deswegen bocklangweilig Wildest Moment, fungiert aber durch sein cheesy Gitarrensolo hinten raus zumindest noch schön atmosphärisch, während Italian Horror eine fast absurd eindimensionale Mitsing-Animation aus der Grabbelkiste ist, die man durchaus symptomatisch für den MO von Happenings im Ganzen sofort wieder vergessen hat, bevor die luftig aufmachende Niedlichkeit Algorithms mit dem brachialen Arena-Vorschlaghammer behandelt wird – was Rivers Cuomo lieben dürfte, alle anderen aber als kaum nachhaltige Unterhaltungs-Funktionsmusik-
Call wummert mehr im Club und gönnt sich gar ein bisschen Psychedelik, doch wie eine simple Idee hier plump feiernd ausgedehnt wird, ist schon repräsentativ: alle Songs sind eingängig, oberflächlich und ohne relevante Halbwertszeit, weil sie keinerlei Reize oder Raffinessen entfalten, stets eine frontale Idee so schnell und stromlinienförmig wie möglich abhandeln – was über die kompakte Spielzeit von 28 Minuten zwar keine Längen aufkommen lässt, jedoch seltsam nach Pflichtprogramm jenseits der eigentlichen Band-Stärken klingt.
Hell of It schwänzelt so um ein generisches Gitarrenmotiv und Klischee-Synthies mit ein wenig Funk, Bird in a Cage schleppt seinen Beat zum verschraubten Clusterfuck. In How Far Will You Go wirkt der ausnahmsweise forcierte Rock wie eine überzeichnete Karikatur, wohingegen Passengers stumpf antreibend trotz seiner Stadion-Penetranz im Rahmen des Geschmacks bleibt.
Dass Kasabian in all diesen Auswüchse eine große Menge an Kundschaft ansprechen wollen, dafür aber in Sachen Songwriting und Inszenierung gefühlt nur das Mindestmaß an Feinjustierung vornehmen, stets den Weg des geringsten Widerstands gehen und das Material von Happenings wie halbgare hochpolierte Lieblosigkeiten hinrotzen, spielt dem Fast Food-Charakter der Platte in die Hände, macht den achten Langspieler der Band aus Leicester aber zu einer Egalität, die stets latent frustriuerend einfach nicht so viel Spaß macht, wie sie es gerne täte. Wohlwollend:
Kommentieren