Karate – Make It Fit

von am 25. Oktober 2024 in Album

Karate – Make It Fit

Die Numero Group-Neuauflagen des KarateBackkatalogs haben das Interesse an der 2005 aufgelösten Band neu entfacht – nicht zuletzt bei dem Quartett aus Boston selbst, das seine 2022 initiierte Rückkehr nun mit dem Comebackalbum Make it Fit krönt.

Tatsächlich scheinen Geoff Farina, Eamonn Vitt, Gavin McCarthy und Jeff Goddard sogar derart viel Bock auf den Neustart bekommen zu haben, dass sie für den Nachfolger des 2004er-Schwanengesangs Pockets nur wenig Rücksicht auf die nostalgischen Gefühle ihrer (eigentlich ja eh an stilistische Veränderungen gewöhnten) Fans nehmen: Vom betont knackig und straight angelegten Defendants weg (indie)rocken Karate mit einem impulsiv powerpoppig zurückgelehnten Enthusiasmus der angestammten Melancholie eilig davon, lehnen den so grandios trocken und schnörkellos produzierten, wunderbar organischen Sound entlang der tiefer als bisher angelegten (einen neuen Flow pflegenden) Stimme von Farina bei dessen Exit Verse-Plattform an die Slacker-Schnittmenge zur 70s-Ausgelassenheit von Thin Lizzy an.

Bleach the Scene schleppt den Groove weite Teile der Ausrichtung noch direkter vorwegnehmend in die Roadhouse Bar, das funky schleichende Rattle The Pipes klingt so schmissig, als hätten Steely Dan ihren eigenen FugaziWaiting Room mit Shanty-Zuneigung und Dub-Ausklang versehen, und Fall to Grace sinniert zurückgelehnt wie eine Dude-Version von Lite.
Erst das weich einladend schwofende Liminial übersetzt die bluesige Jam-Attitüde der Platte näher an den erwarteten Hoheitszonen-Schmelztiegel des Emo, Slowcore und Jazz, für den Karate auf ewig einen Platz im Herzen verdient haben.

Make it Fit ist damit, bei aller Liebe, dennoch eine Enttäuschung. Zumindest auf den Erstkontakt – und gemessen an den prägenden Meisterstücken, die Karate in ihrem Katalog bereits aufgefahren haben.
Macht man sich von den Erwartungshaltungen frei und akzeptiert, dass die Band eben nicht mehr dieselbe ist, die sich vor knapp zwei Jahrzehnten verabschiedet hat, schließt man schnell seinen Frieden mit den neuen Karate. Dann erfreut man sich an der unglaublichen Chemie der vier Musiker, hat Spaß an der Spielfreude, feuert vor allem die Gitarrenlinien und das Schlagzeugspiel, und legt die überkritische Betrachtung dieser ausnahmslos gut ins Ohr gehenden Songs ab.
Und spätestens wenn das finale Silence, Sound als geduldig-nachdenklich schwelgendes Highlight beinahe an alte Großtaten anschließt, ist Make It Fit sicher nicht das Album, auf das man gehofft hat – doch es tut einfach verdammt gut, diese älter gewordene Ausnahmeband in einem neuen Kapitel ihrer Karriere hören zu dürfen.

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