Jungstötter – Massifs of Me
„It’s a collection of 4 songs, which came together because oddly enough I have a real piano at home for the first time in my life.“ erklärt Fabian Altstötter sachlich und nüchtern die ohne viel Vorlaufzeit erschienene Schönheit Massifs of Me – ein unerschöpflich melancholisches Jungstötter-Juwel im EP-Format.
Dass die versammelten 21 Minuten (zumindest vorläufig?) ausnahmslos digital veröffentlicht wurden, ist im Grunde das gravierendste Manko des Kurzformates. Die minimalen restlichen Schönheitsfehler fallen praktisch kaum ins Gewicht einer wundervollen Ästhetik und berührenden Substanz. Dass die beiden bereits bekannten Songs (Love is sowie ein auf knapp sechseinhalb Minuten gewachsenes Silence) in der hier instrumental sehr sparsamen Instrumentierung nicht vollends an die Versionen des Studiodebüts von 2019 oder die entsprechenden Live-Versionen heranreichen, wird etwa sekundär, wenn den fantastischen Kompositionen dabei eine vielleicht gar noch intimere und nahbarere Perspektive ermöglicht wird, die Performance bittersüß verzaubert.
Und dass für Massifs of Me durch das ausnahmslos am Tasteninstrument sitzenden Gewand im Kerzenlicht in Summe auch eine gewisse Gleichförmigkeit entsteht, ist im Umkehrschluß wiederum ein Katalysator für die erzeugte Stimmung, für die romatische Atmosphäre und eine gleichermaßen kasteiende wie balsamierende Tiefenwirkung. Zumal die beiden neuen Songs das bisherige Niveau von Jungstötter (mindestens) halten, obgleich gerade das längere Purest Hour im Verlauf, wenn sich orchestral anmutende, absolut dezente Synthieschwaden sanft in den Hintergrund der Texturen zum beinahe opulenten Sonnenaufgang schmiegen, aufzeigt, dass jenseits des Solo-Piano-Outfits noch Potential läge, während der märchenhaft-nachdenkliche, nostalgisch-ergreifende Titelsong wieder so ein typisch traurig-tröstendes, erhebendes Stück Melancholie ist, welches eklektischen Vergleiche mit unsterblichen Legenden wie Scott Walker oder Ryūichi Sakamoto nicht abreißen lassen wird.
Massifs of Me erschließt sich so als fabelhafte Fußnote, zeitlos und majestätisch, trotz eines Hanges zum latent Prätentiösen definitiv pathosfreien und unkitschig dargeboten, zumindest für Fans essentiell. Ein idealer Vorbote also, da Altstötter ankündigt: „I am currently working on a new album, which i hope to release later this year.„
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