Jozef Van Wissem & Jim Jarmusch – American Landscapes
Jozef van Wissem und Jim Jarmusch durchwandern gemeinsam American Landscapes, die sich als als Drone Ambient mit Avantgarde Folk-Aura so düster und beklemmend wie einladend offen wie eine Symbiose von Gustavo Santaolalla und Earth anfühlen.
Es sind dunkle schattierte Landschaften in potentiellen Score-Gefilden, tiefschürfende Bilder vor dem inneren Auge erzeugend, die jedoch nur auf den ersten Blick so karg, trostlos und leer wirken, wie es das passgenau stimmungsvolle Artwork hinsichtlich der erzeugten Atmosphäre vorwegnimmt. Spätestens wenn Jozef van Wissem seine anachronistische Laute als erlösendes Motiv in die ersten beiden (2022 entstandenen) formoffenen Kompositionen einführt, lässt sich nämlich eine hoffnungsvolle, neugierige und, ja auch lebendig verspielte Aufbruchstimmung in American Landscapes ausmachen, wenn Cleveland mit abstrakter Radiatoren-Wärme in einer einsamen Kälte wandert, mystisch vor den schimmernden Gitarrenfiguren die Laute als Licht am Horizont zum motivierenden Gefährten macht, oder in Akron das Feedback der Rückkopplungen erst lange gleich laut wie surreale Melodieansätz angelegt sind bis van Wissems Instrument abermals aussöhnt.
Im 22 der insgesamt 40 Minuten Spielzeit einnehmenden (separat entstandenen) Titelsong wandert die Laute dagegen sofort in einer versöhnlichen, unaufgeregten Nonchalance, wirkt als Leithammel getrieben, ohne zu hetzen, lässt zumindest den Blick in ständiger Bewegung schweifen – bis nach fünf Minuten der abrupte Twist in die nachdenkliche Sesshaftigkeit vollzogen wird. Von der Veranda aus fällt van Wissem der monoton hypnotisierenden Repetition anheim, zu der die Gitarre von Jarmusch (den Genre-Regeln wie eigentlich immer kompetent, aber auch wenig originär folgend) weitschweifende mäandert, die Gedanken schweifen lässt, derweil Jozef sein Motiv nur bedingt verschiebt – dabei konterkariert die ständige Wiederholung auch die Transzendenz, denn immer wenn das Thema der Laute zu dominant in den Vordergrund der Wahrnehmung tritt, kann das auch enervierend an den Geduldsfaden ziehen und die imaginative Sogwirkung des Kopfkinos forcierend beschneidend.
Ärgerlicher ist aber der abermals harte Cut fünf Minuten vor Schluss zurück zum eröffnenden Rahmen, der hier nun mit mehr Noise-Schraffuren schwanger zu gehen andeutet, dabei aber keinerlei Konsequenz entwickelt und so unnatürlich bemüht aus – dem das Schaffen beider Parteien gelungen fortsetzenden – American Landscapes entlässt, ohne dessen erzeugte Wirkung nachhaltig über die Grenzen der Platte hinauswirken zu lassen. Trotzdem reicht es wertungstechnisch zur Aufrundung zwischen den Punkten.
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