Joyce Manor – Never Hungover Again

von am 28. September 2014 in Album

Joyce Manor – Never Hungover Again

2014 wird in der öffentlichen Wahrnehmung hoffentlich nicht als das Jahr eingehen, in dem Joyce Manor wacker gegen Stagediving-Windmühlen gekämpft haben – sondern als anhaltender Bandzenit, auf dem die Kalifornier vielleicht sogar ihre bisher beste Platte veröffentlicht haben.

Abseits nachträglicher, durchaus nachvollziehbarer Diskussionen hält sich das Quartett nämlich auch auf ihrem dritten Studioalbum eigentlich so gar nicht lange mit Nebensächlichkeiten auf, die ihren aus der Hüfte (nahe Herzgegend) geschüttelten Pop/Punk/Indie/Rock in irgendeiner Weise ausbremsen könnten. ‚Christmas Card‚ gibt die Richtung als stoisch stampfender Rocker vor, der nonchalant gar kein großes Aufsehen darum macht, wie locker das Quartett seine umwerfenden kleinen Melodien vorantreibt, der folgende Rest ist ein dynamisches, abwechslungsreiches Ringelspiel der Hooklines, das sich stilistisch wieder näher am Debüt von 2011 befindet als es ‚Of All Things I Will Soon Grow Tired‚ tat, aber mit dem klareren Joe Reinhardt-Sound aufwartet.

End of the Summer‚ nimmt sich etwas zurück und badet wie vieles hier in sportlicher Melancholie, während ‚Falling In Love Again‚ sogar Platz für kleine Synthieflächen bietet und ‚Heated Swimming Pool‚ seine Gitarren Richtung The Cure schimmern lässt. Im straighten ‚Heart Tattoo‚ groovt der Bass bis der (Pop)-Punkrock ist nicht weit ist: (zynische?) Bubblegumtexte stehen nicht jeder Band derart gut. Und ja: Humor beweisen Joyce Manor auch noch an allen Ecken. „I want to kiss you through your hockey mask ’cause we’re in the army now“ heißt es in ‚In The Army Now‚, das sich ohne fremde Vorgabe als Ohrwurm verankert. Keine Coversongs diesmal, wie es sich auch bei ‚Victoria‚ keineswegs um eine Kinks-Verneigung handelt, sondern ein ganz eigener kleiner Überhit, in dem die Band aufs Gaspedal drückt und ihren Powerpop so geschmeidig und eingängig spielt, dass selbst der wiedererstarkten Rivers Cuomo neidisch werden könnte. Joyce Manor klingen spielerischer, unangestrengter und glaubwürdiger, forcieren mit 10 Songs in 20 Minuten (beinahe ein Opus in der Discographie!) abermals eine ihrer größten Stärken: da ist kein Gramm Fett dran, kein unnötiger Ausschwenker und dennoch so viel einfallsreiches Songwriting in kurzer Zeit.

Never Hungover Again‚ schwitzt in seinem Auf und Ab vor jugendlichem Tatendrang, selbst das zuerst schüchtern ‚Schley‚ platzt, sobald die Gitarren sich charmant zu umgarnen beginnen, vor kurzweiliger, energiegeladener Spielfreude. Und irgendwann geben sich dann doch auch die Giftpfeile zu erkennen, mit denen Joyce Manor unter der Oberfläche permanent schießen: „I wish you would’ve died in high school/ So you could be somebody’s idol“ singt Barry Johnson mit gemeinem Lächeln, denn nicht alles hier ist so nett, wie es auf den ersten Blick erscheint, und dirigiert seine Band zu einer nichtsdestotrotz gefassteren – darf man sagen: erwachseneren – Version ihrer selbst, die nichts vom alten Enthusiasmus verloren hat, hinter der simplen und unscheinbaren Unkompliziertheit aber mehr emotionale Stolperfallen auslegt als je zuvor.

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