Jon Hopkins – Music for Psychedelic Therapy
New Age-Ambient und Field Recordings: Jon Hopkins legt seine Music For Psychedelic Therapy wie schon auf Meditations formoffen und körperlos als Gebrauchsgegenstand aus.
Im abschließenden Sit Around the Fire steht gar eine Sitzung beim 2019 verstorbenen Ram Dass alias Richard Alpert an, der „ein US-amerikanischer Professor für Psychologie an der Harvard-Universität war, bevor er sich dem Hinduismus zuwendete und über bewusstseinserweiternde Experimente berichtete“ (wie Wikipedia weiß). Eine Initialzündung für Hopkins, der nach Immunity (2013) und Singularity (2018) einen Neubeginn brauchte: „It felt like time for a reset, to wait for music to appear from a different place“.
Nach einer inspirierenden Reise nach Tayos Caves in Ecuador, die sich nun auch explizit als dreiteilige Reise samt Field Recordings von Mendel Kaelen widerspiegelt, hat Hopkins diese Frischzellenkur also vor allem in der Spiritualität von Ram Dass gefunden, und definiert: „Music For Psychedelic Therapy is not ambient, classical or drone but has elements of all three. For me it’s a place as much as it is a sound. It works for the sober mind, but takes on a new dimension entirely when brought into a psychedelic ceremony. In my own psychedelic explorations testing this music, I found a quote I had read would keep coming to mind. “Music is liquid architecture, architecture is frozen music.““
Trotz weitschweifender Worte entfernt sich der 42 jährige dabei grundlegend und ästhetisch für Music For Psychedelic Therapy gar nicht so extrem weit von jenen ambienten Passagen aus der Eno-Schule, die zwischen seinen Club-EDM-Endorphinschüben mit ihrem Gespür für zeitlose Pianolinien immer wieder für besonders atemberaubend-schöne, regelrecht magisch-intime Momente voller melancholisch träumender Sphären sorgte.
Indem er diese Veranlagung nun allerdings auf eine passive Funktionsebene zurückstuft, der Stille zwischen den Tönen mehr Raum gibt, und die bildliche Sogwirkung zugunsten eines selbstrefkletierenden Minimalismus reduziert, nimmt er seiner Musik, die keine Musik, sondern Klangtapete sei will, zu einem Gutteil das imaginative Element.
Zwar ist es so schon immer noch sehr angenehm, wenn etwa Welcome sanft als Klangschalen-Esoterik erwacht, deren naturalistische Aufnahmen am fiktiven Morgen an Bord einer friedlichen Space Station eingespielt werden könnten, Deep in the Glowing Heart gar wie die kaum greifbare Erinnerung an krautige Modulation wirkt, oder das leise Summen im wogenden Arriving für dezente Facetten im Kosmos sorgen.
Meist aber bleiben die Synthieschwaden so subtil und zurückhaltend, dass sich ihre möglichen Reize nur flüchtig erahnen lassen und Music For Psychedelic Therapy immer wieder zu weit in die beiläufigen Hintergrund des Unterbewusstseins driftet, um eine aktive Wirkung zu entfalten. Nebensächlich gefällig bastelt Hopkins zudem austauschbarer als sonst, behält zwar markante Charakteristiken, erweitert die Wahrnehmung damit allerdings nicht, weil er ohne jede Reibung nicht zur Auseinandersetzung auffordert. Dann ist Music For Psychedelic Therapy nur sehr stimmungsvoll texturierter, entfernt-flächiger ambienter Standard, der zumindest auf einer zweckdienlichen, unterstützenden Ebene ganz hervorragend funktioniert.
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