Johnny Cash – Bootleg Vol. IV: The Soul of Truth
Nicht so viel Unveröffentlichtes wie bisher auf der vierten Auflage der Johnny Cash Bootleg Serie. Dafür Raritäten zuhauf, die bisher in vielen Sammlungen fehlen dürften. Inklusive dem sagenumwogenen, angeblich von Muhammad Ali geschriebenen Song ‚Truth‚. Hallelujah!
Johnny Cash und der christliche Glaube, das gehört zusammen wie Johnny Cash und die Farbe Schwarz. Weil Sun Records dem Man in Black seinerzeit kein Gospelalbum zugestehen wollte, verließ er sein erstes Plattenlabel einst, die Freundschaft mit Predigern und Pfarrern zieht sich als einer der roten Fäden durch die Lebensjahre des größten Countrysängers aller Zeiten. Deswegen ist es nur wichtig und richtig, dass die an Bob Dylans Serie angelehnte Bootleg Reihe bei ihrem vierten Anlauf auf das religiös motivierte Songgut des praktizierenden Baptisten Cash fokussiert, genauer gesagt die Jahre von 1975 bis 1982. Einer Zeit, als Cashs Zeit bei Columbia sich langsam dem Ende zuzuneigen begann und sein Output sicherlich nicht den Höhepunkt seiner Schaffensphase darstellt. Und dennoch: Hört man ‚The Soul of Truth‚, stellt sich doch die Frage, weswegen man sich den Großteil der versammelten Songs bisher aus Übersee holen oder auf obskuren Samplerveröffentlichungen mühsam zusammen suchen musste.
Die ersten versammelten zwanzig Songs stammen zur Gänze von ‚A Believer Sings the Truth‚, einem auf dem Columbia Sub-Label Cachet veröffentlichten Gospel Album von 1979, welches bisher nur in Nord-Amerika erhältlich war. Am Rande erwähnt: Glaubt man der Zählweise, Cash´s 63. Album in chronologischer Betrachtung. Darauf finden sich neben Cash´s Bariton natürlich haufenweise hymnische Carter-Chöre, reichhaltige Instrumentierungen von der edlen Akkustischen bis hin zum vollen Streicherprogramm, ganz viel Kitsch und noch mehr ehrfürchtige Predigten in Form beschwingter Boogie-Nummern (passend betitelt: ‚Gospel Boogie‚), archetypischer Boom-Tschicka-Boom Nummern (‚The Train is Bound for Glory‚) und beschwingter Roadhouse-Bluesnummern (‚Don´t Take Everybody to be Your Friend‚) mit viel Soul. Dazu noch vier Outtakes, die man bei akribischer Suche eventuell schon im Regal stehen hat.
‚Far Side Banks Of Jordan‚ hieß ein Duett mit June Carter auf ‚The Last Gunfighter Ballad‚, hier findet sich erstmals die Originalversion: Der zweite Teil von ‚The Soul of Truth‚ startet mit zwölf Tracks, gedacht für eine letztendlich unveröffentlichte LP. Zahlreiche dieser Songs stellen die Frühversionen des ‚A Believer Sings the Truth‚-Materials dar: dezent verändert im Soundgewand, eine Angelegenheit für Die-Hard-Fans. Schon weniger verzichtbar: Album Nummer 73, ‚Believe in Him‚, ist in seiner Gänze vertreten, allerdings nicht in der von Marty Stuart produzierten Version, die letztendlich 1986 veröffentlicht werden sollte, sondern in den ursprünglichen, unveröffentlichten ‚Johnny Cash, Gospel Singer‚ – Versionen: Textlich leicht verändert, musikalisch ebenfalls und in der Anordnung erst recht. Ergänzt wird dies abermals durch Outtakes.
‚The Soul of Truth‚ ist so eine wunderbare Ergänzung einer jeden Cash-Sammlung geworden, serviert es doch vergessene Schätze der Allgemeinheit im wieder einmal wunderschönen Outfit. Dabei ist die vierte Bootleg Serie doch auch die bisher speziellste der Serie geworden: Soundtechnisch ist das natürlich hochwertiger als die letzten beiden Veröffentlichungen, allerdings sollte man dem 80er Sound des Man in Black nicht abgeneigt sein, um das genießen zu können. Dazu darf man sich nicht am explizit christlichen Gehalt der Platte stören, welche darunter tatsächlich einige der besten Songs der abgedeckten Jahre parat hält: Denn natürlich spielt da nostalgische Verklärung mit eine Rolle, allerdings ist ‚The Soul of Truth‚ doch eine durch und durch stimmige Angelegenheit mit haufenweise Cash-Magie geworden, mit Songs, die in ihrer eigenen Liga spielen.
Und zu guter Letzt wird da auch noch das Geheimnis um ‚Truth‚ gelüftet, den sagenumwogenen „Muhammad Ali-Song„: Wie wir nun erfahren, hat der legendäre Boxer Cash das dem Track zugrunde liegende Gedicht nur übermittelt, nicht selbst geschrieben. Urheber ist also Hazrat Inayat Khan, Führer der „Universal Sufi„-Bewegung. Ein schöner Beweis für Cashs Toleranz anderen Glaubensrichtungen gegenüber. Und nur einer der zahlreichen Schätze auf ‚The Soul of Truth‚: Einem fraglichen Highlight für Gelegenheitshörer, einer wahren Schatzkiste für Fans. Womit die Bootleg Serie das Erbe des Countrysängers wieder einmal würdig vertritt.
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