Joan as Police Woman – Cover Two
Im vergangenen Jahr hat Joan Wasser ihre Diskografie mit Joanthology ja gewissermaßen einer Zäsur unterzogen. Ob es eine sonderlich kreative Entscheidung ist, die nächste Karrierephase (nicht unähnlich jener von vor über zehn Jahren) abermals mit einer Platte voller Fremdkompositionen einzuleiten, darüber lässt sich anhand von Cover Two zumindest diskutieren.
Allerdings auch nur, weil Joan as Police Woman die vermeintliche Komfortzone bei der Auswahl der Songs durchaus mit einem Programm kontrastiert, das nicht immer auf Nummer Sicher geht und ganz bewusst das Risiko eingeht, dass Cover Two eine qualitativ unstete Sammlung geworden ist, in einer homogenen Vielfalt die Bandbreite vom weniger gelungenen Tribut bis zum Geniestreich abdeckt.
Vor allem das lange ehrfurchtsvoll bleibende Life’s What You Make it ist eine wenig essentielle Verneigung vor Talk Talk: Bass und Schlagzeug bieten ein geschmeidiges Fundament für die repetitive Version, die durch das Gastspiel von Justin Hicks jedoch immer theatralisch überdrehter wirkt und letztendlich am deutlichsten and zugrunde liegenden Material scheitert. Auch das entspannt groovende I Keep Forgettin‘ (Michael MacDonald) gerät jenseits der Disco eigenwillig aus der Balance und verrent sich in Summe, obgleich Joan selbst betörend fragil über den funky Rhythmus intoniert.
Sich das Spoken Word Stück Running von Gil Scott-Heron vorzunehmen ist wiederum von der Idee und Ambition her spannender und interessant als es das Ergebnis über mäandernde fünf Minuten letztendlich ist.
Auch Spread mag auf den ersten Blick eine groteske Aufarbeitung des OutKast-Songs darstellen, mit seinen Synthies und Fanfaren-Bläsern über einem sedativen Downtempo-Beat und rezitiertem Zeilen von Meshell Ndegeocello, was zusammengenommen wie eine Geschmacksverirrung von Tricky anmutet – allerdings funktioniert die ambivalente Gratwanderung nach einer gewissen Eingewöhnungsphase auch jenseits der Skurrilität.
Wie gut Joan beispielsweise Kiss von Prince steht, weiß man hingegen sofort, weil der Song seit der Tour zu Damned Devotion und eben Joanthology gefühlt ein ständiger Begleiter geworden ist. Ähnlich fein gelingt das minimalistische Not the Way (Cass McCombs) vor seinem Ambient-Elektro-Hintergrund, der halluzinogen pulsierend ein bisschen Doomjazz-Flair erzeugt.
Dem unkaputtbaren Blur-Evergreen Out of Time begegnet Joan am Klavier gleichzeitig schmeichelnd und ein klein wenig auf Konfrontationskurs neben der Spur, auch On the Beach übersetzt sie an den Flügel einer wunderbar unruhiger Lounge, wobei sich der Neil Young-Ursprung an der Gitarre gar nicht so bemüht an die Tasten verbiegen muss, wie man das erwarten würde.
There are Worth Things I Could Do (von Warren Casey & Jim Jacobs) ist als romantisch im nostalgischen Sepiaton schwofender Schunkler eine sichere Sache, über allem steht jedoch Under Control: Joan As Police Woman macht aus der Strokes-Nachdenklichkeit eine unsagbar wundervolle, das Herz aufgehen lassende behutsam und sanft gespielte Klavierballade von bittersüßer Anmut.
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