Jim O’Rourke – Hands That Bind
Endlich erscheint der von Jim O’Rourke electroakustisch gemalene Ambient-Score zu Kyle Armstrong’s “langsam brennendem Prärie-Gothic-Drama” Hands That Bind aus dem Jahr 2021 auch offiziell.
Als Soundtrack für die im Ackerland der kanadischen Provinz Alberta spielende (mit u.a. Paul Sparks, Susan Kent, Landon Liboiron, Nicholas Campbell, Will Oldham und Bruce Dern im Cast aufwartende) Handlung von Hands That Bind setzt Experimental-Experte O’Rourke auf ein minimalistisches, gar existenzialistisch aufmachendes Panorama vor dem inneren Auge, erzeugt im grieseligen Licht mit Elementen wie einem verstimmten Piano, Vibraphone oder entrückten Ahnungen von analogen Synthesizern (nebst einem undefinierbaren restlichen Instrumentarium) mysteriös schimmernde Landschaften: unbehaglich, räumlich und auf niemals greifbare Wiese schön, durch eine endlose Größe wandernd, über der doch ein sanfter, klaustrophobischer Horror liegt, mit jeder Minute ein kleines bisschen mehr.
In Go Spend Some Time With Your Kids schwebt so ein Acoustic Bass aus Talk Talk-Landen noch mit versöhnlichen, melodiöse Ansätze andeutend körperlos durch ätherische Field Recordings, mit pastoraler Eleganz und Understatement, ein bisschen so, als hätte man die Welt durch das entschleunigte Prisma einer grellen Lavalampe betrachtet, die von der spacigen Zeitlupe verschwimmend (He’s Only Got One Oar in the Water) trübselig zu plätschern beginnt (That’s Not How the World Works) oder sich auch in A Man’s Mind Will Play Tricks on Him jazzig gezupften, mit verträumt klimpernder Nonchalance und sanften Becken-Spiel sanft wogend gen Mark Hollis aufrichtet.
Wiewohl hier stets eine latente Gefahr unter der Oberfläche zu atmen scheint (was etwa im düsteren Drone von Here Is Where I Seem to Be / The Good Lord Doesn’t Need Paperwork deutlich wird, bevor auch das von Fantasien an zirpende Natur verrauschte You Have No Idea What I Want in den Suspense gleitet und mit dem Noir-Jazz-Ästhetikum One Way or Another I’m Gone), ist es angenehm, durch diese ebenso neugierig machenden, wie auf universelle Weise vertraut scheinenden Klanglandschaften zu wandern, die ihr cinematographisches Flair charismatisch, eigenwillig und anziehend ausbreiten: ein 38 minütiges, auf den ersten Blick fast unscheinbares kleines Schmuckstück von einem Score, dem für sich alleine stehend vielleicht nur der eine oder andere kleine Meter zusätzlicher Distanz fehlt, um vor seinem vage bleibenden Klimax zu entzücken.
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