Jesus Piece …So Unknown
Keine halbe Stunde dauert ….So Unknown, der Nachfolger von Only Self aus dem Jahr 2018. Doch so viel Schlaghärte, Wut und Aggression, wie er in Jesus Piece immer noch kocht, will eben adäquat komprimiert sein, um seine Wucht noch gezielter einzusetzen.
Hinter dem grotesken 90er Artwork (und den dazupassenden Videos) bestätigen Aaron Heard (vocals), David Updike (guitar), John DiStefano (guitar), Anthony Marinaro (bass) und Luis Aponte (drums) ihren Ruf als modernde Galionsfiguren der im Metal-, Hard- und Deathcore mit muskulöser Beatdown-Toughness radikalisierten Szene.
Einmal mehr übrigens anhand einer so konstant auf die 12 gebenden Zuverlässigkeit. Doch sind diesmal auch die Schraffuren des Songwritings schärfer ausgefallen als noch auf dem Debütalbum der 2015 gegründeten Philly-Kombo, die Bandbreite im konzentrierten Kontext latent gewachsen.
Zwar ist da immer noch das erschlagende Gefühl, dass Jesus Piece im Vergleich zu manchen Kollegen den intensiven Hass mit einer fast steroiden Härte zu gleichförmig hinausbrüllen, wenn sich all die Heavy Riff-Wülste stiernackig mit massiven Rhythmen mal zähflüssig, mal rasend im Pit um die Breakdowns prügeln, und jedwede Melodien so lange drangsaliert werden, bis sie den Fleischwolf freiwillig verlassen. Doch sorgen alleine schon einige kurze ambiente Ahnungen für mehr Raum nach den Verdichtungen – welchen atmosphärisch schimmernden Rahmen sich der knöchelknackende Raufbold-Wechselbalg Silver Lining als Herzstück beispielsweise gönnt, ist dann eine willkommene Schattierung, ohne zu kaschieren, unter welchem Druck hier alles steht, derweil Heard auch stimmlich mehr Varianz einbaut, als bisher.
Dann lässt zudem etwa die Gitarrenarbeit im mit dem Bulldozer zum hysterischen Workout planierenden Tarantelstich Fear of Failure mit der Zunge schnalzen und Tunnel Vision strotzt sogar noch kompromissloser vor geilen Motiven im fetten Geschwindigkeitswechsel. Gates of Horne lockert sich manischer screamend am Mikro auf und der Hall der Produktion kommt vor allem in all den Ecken und Kanten von Profane besonders zur Geltung, während An Offering to the Night das Spotlight aus seinem im stoischen Chaos grummelnden Bass richtet. Stolen Life stellt sich mit Guns‘n‘Roses-Liebe vor, schnippt die Trademarks von Jesus Piece dann aber doch lieber mit Nu Metal-Ästhetik bevor The Bond mit Pommesgabel shreddert.
Hätten Jesus Piece diese immer wieder geschrammten Sound-Nuancen stärker oder ausführlicher forciert, wäre …So Unknown abseits deiner stumpf Dampf ablassenden Funktionsweise sicher ein originäreres und interessanteres (mit dem vorab veröffentlichten knappen halben Dutzend an Singles seine Highlights nicht bereits vorab gezeigt habendes) Album geworden. Allerdings dann wohl auch ein weniger effektiv destilliertes, als es …So Unknown letztendlich geworden ist.
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